Weihnachtsbrief an die Brüder in aller Welt
Eric LOZADA, Philippinen im Dezember 2022
„Darum wird euch der Herr selbst ein Zeichen geben: Die Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären, und sie wird ihm den Namen Emmanuel geben“ (Jesaja 7,14 ff)
„Es ist nicht notwendig, andere zu belehren, zu heilen oder zu verbessern; es ist nur notwendig, unter ihnen zu leben, ihre Lebensbedingungen zu teilen und ihnen in Liebe nahe zu sein.“ (ein Zitat von Bruder Charles)
Liebe Brüder, ich grüße euch alle mit großer Freude und mit hoffnungsvollem Frieden vom Immanuel!!!
Wie geht es euch? Mit welchen Realitäten und Sorgen seid ihr in diesen Tagen konfrontiert? Strahlt ihr die Weihnachtsbotschaft zu den Menschen um euch herum aus – zu euren Mitbrüdern, zu eurem Bischof, zu den Randgruppen in der Gemeinde, zu euren unmittelbaren Nachbarn? Kümmert ihr euch um eure körperliche, geistige, emotionale und spirituelle Gesundheit, während ihr die vielfältigen Aufgaben eures Dienstes erledigt? Welche Räume schafft ihr in der Gemeinschaft, damit der Immanuel in euer gemeinsames Leben kommen kann? Auf welche Einladungen des Geistes reagiert ihr, damit ihr euch gemeinsam als synodale Gemeinschaft auf den Weg machen könnt? Und wie wirken sich das Leben und das Charisma unseres lieben Bruders Charles auf die Art und Weise aus, wie ihr eure Berufung lebt, und auf die Art und Weise, wie ihr auf den Ruf des Herrn antwortet? Dies sind wichtige Fragen, die ich mit euch erörtern möchte. Unser brüderliches Leben und unser missionarisches Wirken sollen durch diese Fragen vertieft werden.
Was für eine Freude, euch in dieser Weihnachtszeit einen Brief zu schreiben. Es ist nicht nur eine Tradition in der Bruderschaft, sondern ich schreibe euch mit dem Herzen eines Bruders, der sich danach sehnt, mit euch in Gemeinschaft zu sein, und der eine große Bewunderung empfindet für all eure Kreativität, Treue, harte Arbeit und Leidenschaft für Jesus und das Evangelium in den Fußstapfen von Bruder Karl. Ich halte eure Geschichten und Gesichter in Erinnerung – jenbe von euch, die ich persönlich getroffen habe, und jene von euch, von denen ich gehört habe, wie ihr in Nazareth an der Peripherie lebt. (Während ich diesen Brief
schreibe, erfahre ich vom Tod von zwei älteren Brüdern, Alvaro Gonzalez aus Chile und Antonino aus Madrid. Während wir ihren Verlust betrauern, freuen wir uns gleichzeitig über 2 unserer Brüder, die als treue Jünger Jesu zum Vater heimkehren. Mögen sie nun den ewigen Frieden finden).
Weihnachten ist ein „Kairos-Moment“, die geeignetste Zeit, um einen langen, liebevollen Blick mit neuen Augen auf die gesamte Schöpfung mit ihren verschiedenen Dimensionen zu werfen, – auf die menschliche Gemeinschaft, die natürliche Ökologie, die Politik, die Wirtschaft, die Kultur, die Religion, auf die unterschiedlichen sozialen Beziehungen – im Licht des liebevollen Plans des Schöpfers. Durch das Geheimnis des menschgewordenen Gottes wird die gesamte Schöpfung, einschließlich der natürlichen Ökologie, radikal als ein Ort der Begegnung mit Gott verwandelt. Was früher in den Augen der Welt radikale Gegensätze waren, wird nun überbrückt und in seine ursprüngliche Stellung in Gottes großem Plan zurückgeführt. Alles ist jetzt in Gott. Alles gehört zu Gott. Es ist schließlich ein umfassendes Universum.
Aber die Welt scheint für diesen Gott nicht bereit zu sein. Sie besteht aus einer Welt, in der Gott verdrängt wird und die Menschheit ein Idol des egoistischen Selbst mit eigennützigen, auf sich selbst bezogenen, wahnhaften Ansichten, Annahmen und Ideologien schafft. Dies hat sich während der Pandemie deutlich gezeigt. Die Art und Weise, wie wir uns selbst im Verhältnis zum Anderen betrachten, sei es innerhalb der Familie, der Pfarrgemeinde oder
zwischen den Nationen, wir tragen die Masken des Misstrauens und der Täuschung, hinter denen sich die Lüge verbirgt, dass das egoistische Selbst der Bezugspunkt und der Andere ein entbehrliches Wesen sei. Mit dem globalisierten Markt ist alles zur Ware geworden. Trotz der Vorteile von Technologie und sozialen Medien sind sie zu „treuen Dienern“ des Marktes geworden. Die Armen, einschließlich der Mutter Erde als die neue Arme, schreien nach Hilfe. Macht, Autorität und Reichtum könnten genutzt werden, um wiederherzustellen, zu rehabilitieren, zu dienen und Verantwortung zu übernehmen, aber es scheint, dass Gier,
Apathie und Gleichgültigkeit die Oberhand gewonnen haben. Sie blenden den Verstand und betäuben das Herz, wenn es darum geht, für andere zu sorgen. Es ist also doch eine dunkle Welt.
Genau das war der Geist der ursprünglichen Weihnacht – die Welt war nicht bereit (es gibt keinen Platz in der Herberge), deshalb musste der Immanuel in der Peripherie geboren werden, in der toten, stillen Nacht, ohne Vergnügen. Darin liegt die Weisheit des Rates von Papst Franziskus an uns, an die Peripherie zu gehen und dort Gott zu begegnen. Wir müssen nur den Heiligen Geist bitten, uns neue Augen zu schenken, um die Zeichen zu erkennen, so gewöhnlich und unbedeutend sie auch sein mögen, aber sie sind Geschenke Gottes, die uns zu einem neuem Licht führen. In unseren Schriftlesungen im Gottesdienst haben wir Geschichten von unbedeutenden Persönlichkeiten gehört, die den Weg des Emmanuel weisen. Sie alle scheinen vor einem moralischen Dilemma zu stehen – wo ist das Licht in ihrer Kargheit? Wo ist der göttliche Plan, wenn sie ihrem eigenen Plan folgen? Wo ist der Ausweg in ihrer Einsamkeit, Hilflosigkeit, Angst und Scham? Genau in diesen Momenten beschließt Gott, zu uns zu kommen und unter uns zu leben.
Der Weg, den der Immanuel gewählt hat, um in die Welt zu kommen, scheint der der einfachen Menschen an der Peripherie zu sein, die mit der Realität des Leidens und des Schmerzes konfrontiert sind und die darum ringen, eine grundlegende Entscheidung zu treffen, entweder für die Hoffnung oder für die Verzweiflung, für die Gewalt oder den Frieden, für die Dunkelheit oder für das Licht, für Gott oder gegen ihn. Der Geist muss sie durch einen Engel überschatten, um sie von allem zu befreien, was sie unfrei macht, damit sie sich frei dem größeren göttlichen Plan unterordnen können. Wenn wir uns in unserem Leben und in unseren Diensten dafür entscheiden, mit anderen zusammenzuarbeiten anstatt uns selbst zu genügen, dem anderen zuzuhören anstatt nur Selbstgespräche zu führen, uns um andere zu sorgen anstatt uns in unserer eigenen Bequemlichkeit einzukapseln, den anderen geduldig zu verstehen anstatt darauf zu bestehen, dass wir verstanden werden, zu dienen anstatt bedient zu werden, dann werden wir zu kleinen Wegen des Immanuel, die in unserer Welt gegenwärtig sind.
Unser Weg ist klein und unbedeutend, eine tägliche Entscheidung vielleicht nur, die wir treffen müssen, aber genau das wird zum heiligen Weg des Immanuel, wenn wir dies gewissenhaft tun. Bruder Karl ist unsere Ikone der Hoffnung. Papst Franziskus hat ihn in Fratelli Tutti als unseren Weg zum Dialog und zur universalen Geschwisterlichkeit empfohlen. Unsere Aufgabe ist es, unsere tägliche und monatliche Praxis der Spiritualität mit Entschlossenheit und entschlossenem Handeln zu praktizieren, damit wir zu freudigen Zeichen des Immanuel in unserer heutigen Welt werden. Freut euch also, liebe Brüder, denn Weihnachten ist schließlich eine Zeit der frohen Botschaft und der Hoffnung.
Hier ist ein Weg für uns, damit wir unsere Praxis und unsere Verehrung für Bruder Karl vertiefen können, vor allem jetzt, da sein Leben und sein Charisma von der Weltkirche anerkannt worden sind. Nach der Heiligsprechung erhielt ich vom Dikasterium durch Bischof John MacWilliams aus der Sahara 20 Reliquien von Bruder Karl. Diese Reliquien sind für uns verfügbar. Wir, das internationale Team, möchten sie euch zur Verfügung stellen. Dazu ist es notwendig, einen Brief mit der Bitte um eine Reliquie ericlozada@yahoo.com zu schreiben. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Die einzige Voraussetzung für den Erhalt einer Reliquie ist,
dass sie nicht nur der privaten, sondern der öffentlichen Verehrung dient, vor allem in den nach Bruder Karl benannten Seminaren und Pfarreien. Herzlichen Dank.
Möge der Immanuel uns dazu befähigen, die Zeichen unserer Zeit zu verstehen, auf ihren Ruf im Gebet und in der Unterscheidung zu antworten und in Zusammenarbeit mit dem Volk Gottes zu handeln, als Wegbereiter des Immanuel, der in unserer heutigen Welt gegenwärtig wird.
Mit meiner brüderlichen Liebe und Umarmung,
Eric, euer dienender Bruder