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Kategorie-Archiv: Briefe
Brief aus Cuernavaca, Februar 2016
I PANAMERIKANISCHE GENERALVERSAMMLUNG DER PRIESTERBRÜDERSCHAFT IESUS CARITAS
15. bis 19. Februar 2016
Liebe Mitbrüder:
Erfüllt von Freude und Hoffnung schreiben wir Euch diesen Brief nach Beendigung unserer 1. Panamerikanischen Generalversammlung. Im Haus “Madeleine Chollet” in Cuernavaca haben sich drei Brüder des Internationalen Teams und die Abgesandten von Argentinien, Brasilien , Chile, den Vereinigten Staaten, Mexiko, Quebec (Kanada) und der Dominikanischen Republik zusammengefunden, um zu beten und sich gemeinsam Gedanken darüber zu machen, wie wir dem Leben und der Mission der Brüderschaften in unseren Ländern neue Impulse geben können.
Wie es die göttliche Vorsehung wollte, fiel unsere Generalversammlung in die Zeit, in der Papst Franziskus Mexiko besuchte. So konnten wir unser Treffen inmitten dieser großen Bewegung der geistigen und kirchlichen Erneuerung ansiedeln, die der Heilige Geist in unserer Kirche durch die Gesten, Worte und Lehren des Heiligen Vaters anstößt. Es besteht eine große Übereinstimmung unter den Eingebungen des Bruders Charles de Foucauld und dem Standpunkt des Papstes. Dieses Thema haben wir gründlich anhand eines Textes von Javier Pinto behandelt. Durch seine Überlegungen sehen wir uns in der Gültigkeit und Bedeutsamkeit für die unmittelbare Gegenwart unserer Spiritualität bestätigt in dieser pluralen Welt, die so geplagt ist von Gewalt, Ungerechtigkeiten, Drogenhandel, Korruption, Ausgrenzung und Straffreiheit, so wie wir auf dem ersten Tag unserer Versammlung vernehmen mussten.
Dementsprechend spüren wir die historische Verantwortung, die Mitstreiter in erster Reihe dieses Hirten vom anderen Ende der Welt bei dem Aufbau einer Kirche der Armen und für die Armen zu sein. Genau wie Bruder Charles wollen wir unsere Anwesenheit in den geographischen und existenziellen Randbereichen unserer Länder sein, um glaubhafte Zeugen der Barmherzigkeit Gott Vaters zu sein. Die Nähe, Enthaltsamkeit, Einfachheit, Bescheidenheit und Freude von Jesus von Nazareth sollen unsere Lebensweise und unsere pastorale Arbeit prägen.
Trotz der unterschiedlichen Sprachen und Kulturen konnten wir uns miteinander verständigen, gemeinsam beten und arbeiten, sozusagen in einer aktuellen Pfingstversion. Aber auch so kam oft Heiterkeit auf wie dann, wenn Mark Mertes vergeblich versuchte, das Wort “periferia” auszusprechen. Der Heilige Geist war sicher stets bei uns und gab uns jeden Tag von Neuem Impulse, von der morgendlichen eucharistischen Anbetung bis zum Abendessen. Der brüderliche Geist, das Miteinander in der Arbeit, die Geduld, um die Sprache der anderen zu verstehen, die Freude und der apostolische Tatendrang haben unsere Herzen während dieser Tage erfüllt und sind eindeutige Zeichen seiner belebenden Gegenwart. Wir haben die universale Brüderschaft wirklich erlebt, das, was unsere Spiritualität kennzeichnet.
Die mexikanischen Mitbrüder gaben sich alle nur erdenkliche Mühe, um wirklich gar keinen Wunsch bei uns offen zu lassen, genau wie auch Frau Edith Montes de Oca und Frau María Elena Cruz, die uns jeden Tag ein köstliches Essen zubereiteten. Wir alle fühlen uns jetzt ein bisschen mexikanisch, nachdem wir von ihrer Geschichte der Verfolgung und des Martyriums erfahren haben– immer unter dem Schutz der Madonna von Guadalupe und gestützt durch einen festen Glauben. Wir fühlen uns Teil dieses Volkes, das in Amerika auf Wanderschaft ist und wir möchten immer mehr an seinem Schicksal teilhaben, an seinen Hoffnungen und Auseinandersetzungen, und uns dabei wie Jesus auf die Seite der Armen und Ausgegrenzten unserer Gesellschaften schlagen.
Wir spüren den Aufruf, in unserer Spiritualität konsequenter zu sein und uns gegenseitig dabei zu helfen, die Mittel für das spirituelle Wachsen, die sie uns bietet, zu erleben, ganz besonders den NAZARETHMONAT. Wir möchten ihm einen neuen Wert geben und alle Brüder dazu ermuntern, an ihm teilzunehmen, vor allem, wenn sie es bisher noch nicht getan haben. Eine tiefangelegte Spiritualität wird uns dabei helfen, wie Bruder Charles universale Brüder zu sein und auch wahrhaftig andere Wege der Nachfolge Jesu zu respektieren, vor allem in den uns anvertrauten Gemeinden.
Allein der stete und lang anhaltende Kontakt zu unserem geliebten Bruder und Herrn Jesus und das brüderliche Leben ermöglichen uns die Verkündigung der Frohen Botschaft mit Nachhaltigkeit, Freude und als Überbringerin der Hoffnung in den menschlichen Randbereichen, in denen wir in unserer pastoralen Arbeit tätig sind.
Wir sind uns bewusst, dass das Charisma von Bruder Charles von anderen Gruppen dieser spirituellen Familie erlebt wird: Kleine Brüder und Schwestern, geweihte Laien, Ehepaare, Jugendliche usw. Wir möchten die Bande mit ihnen verstärken und unsere Spiritualität weiter bekannt machen, besonders unter jungen Leuten.
Wir sind uns sicher, dass das Charisma von Bruder Charles, angereichert durch das Zeugnis so vieler Heiliger und Märtyrer aus Amerika, eine große Unterstützung ist, um in unserem Kontinent die Treue zu Jesus und dem Evangelium zu leben.
Daher möchten wir es mit unseren Priesterbrüdern teilen und sie dazu einladen, uns kennen zu lernen und an unseren Unternehmungen teilzunehmen, sogar schon ab der Zeit im Priesterseminar.
Einen ausführlicheren und sehr unterhaltsamen Bericht von unserer Generalversammlung könnt Ihr in dem Dokument “Crónica de Cuernavaca” finden. Zudem findet Ihr einen Katalog an Vorschlägen zur Ausbreitung in den verschiedenen Bereichung unserer Brüderschaft, also Spiritualität, Brüderlichkeit, pastorale Mission, Kontakte zu anderen kirchlichen Einrichtungen und Wachstum, in dem Dokument „Propuestas de crecimiento“. Beide werden auf der Website www.iesuscaritas.org veröffentlicht.
Abschließend geben wir bekannt, dass wir Fernando Tapia Miranda, Priester der Erzdiözese Santiago de Chile für die nächsten sechs Jahre zum Verantwortlichen des Kontinents gewählt haben, der dafür zuständig sein wird, die Bindungen und gegenseitigen Hilfestellungen in Amerika aufrechtzuerhalten und zu mehren und die nächste kontinentale Versammlung in zwei Jahren (2018) vorzubereiten.
Unser Herr Jesus segne unsere Arbeit und mache sie sehr fruchtbar für das Wachsen unserer Priestergemeinschaften auf dem ganzen Kontinent. Ihm sei Ehre und Lobpreis in alle Ewigkeit.
Die Teilnehmer der 1. Panamerikanischen Generalversammlung
(Übersetzung von Úrsula CRAMER; danke!)
(Français) Aux amis du diocèse 16
(Español) Mariano PUGA, feliz Navidad
(Español) Carta de Aurelio a la Fraternidad de Italia, 21 diciembre 2015
(Español) Adventsbrief 2015, broeder verantwoordelijke
Adventbrief 2015, Verantwortlicher bruder
Liebe Mitbrüder,
der Advent bietet uns einen wichtigen Raum zur unserer persönlichen Erneuerung und der unserer Gemeinschaft, indem wir die Werte des Evangeliums in unser Leben aufnehmen: das Warten auf den Messias, indem wir unser inneres Haus vorbereiten, zusammen mit den Schwestern und Brüdern unserer Gemeinschaften einen offenen Ort der Aufnahme vorbereiten und uns nicht vor lauter Angst, Vorurteilen oder dem Gefühl, die einzigen Wohltäter zu sein, einschließen; das freudige Warten, weil das Christkind wieder einmal Kind wird und nicht Erwachsener; das Warten in diesem Jahr der Barmherzigkeit, in diesem Jahr des hundertsten Passah von Bruder Charles, dass die Menschen barmherzig seien und sich nicht mehr gegenseitig Schaden, Tod, Leid zufügen, sei es durch religiöse Fundamentalisten oder aus Verachtung des Lebens und der Rechte anderer. Die Werte des Friedens, des Dialogs, der Vergebung, der Toleranz, der Barmherzigkeit gehören nicht zu den am meisten gepflegten in unserer Welt. Wir beachten sie nur, wenn wir die Gefahr besonders nah haben oder unsere Privilegien beschnitten werden. Zuweilen fühlen wir, dass sich nichts ändern kann oder dass es sogar schlimmer wird. Papst Franziskus lädt uns dazu ein, unseren Pessimismus, unsere Niederlagen und das Misstrauen zu verlassen… Der Messias möge uns diesen Frieden bringen, das Ende des Schmerzes der Kriegsflüchtlinge, des Waffen-, Menschen-, und Drogenhandels und allen Handels, der die Reichen noch reicher und die Armen noch ärmer macht. Der Messias möge wieder einmal unter den Kleinsten und Ärmsten zur Welt kommen und die Freude, die Menschenrechte, das Brot und das Lachen sollen wieder aufleben. Wie traurig ist es doch in diesen Tagen, Bilder von Familien zu sehen, die sich und sogar ihre Kinder mit Waffen in den Händen fotografieren. Und all das als Weihnachtsgrußkarte. Traurig, pathetisch, aber Tatsache.
Der Advent ist genau die richtige Zeit, um einen Wüstentag einzulegen, der uns zum Herrn führt, Zeit der Hoffnung und der inneren Erneuerung. Die Wüste hilft uns, unseren Platz zu finden, unsere Grenzen und Unzulänglichkeiten. Der Advent fühlt sich an wie das Warten auf einen Freund oder Verwandten am Bahnhof, an der Bushaltestelle oder am Flughafen. Wir sehen, wie Jesus die Treppe hinunterkommt oder in einer Menschenmenge mit seinem leichten Gepäck erscheint und die Hand zum Gruß erhebt: “Hier bin ich. Danke dafür, dass ihr auf mich gewartet habt, dass ihr mich abholt.“ “Nirgendwo kann man den Ruf Gottes zur Veränderung der Welt besser vernehmen als in der Wüste. Die Wüste ist der Ort der Wahrheit. Der Ort, an dem man vom Wesentlichen lebt. Es gibt keinen Raum für das Überflüssige. Man kann nicht leben, indem man sinnlos hortet. Der Luxus und das Zurschaustellen sind nicht möglich. Es geht wesentlich darum, den richtigen Weg zu finden, nach dem man das Leben ausrichtet”. (Anmerkung von J.A. PAGOLA zu Lk 3,1-6) Jesus ist nah.
Mit Freude und Hoffnung erfüllen mich alle Nachrichten, die ich erhalte zu dem Beginn des hundertsten Jahrestages der Heimkehr Bruder Charles’ zum Vater. Die Nachrichten kommen aus so vielen Gegenden der Welt, von einfachen Menschen und von den Brüderschaften der ganzen Familie von Charles de FOUCAULD; wir alle sollen die Hingabe mit großer Tiefe erleben, mit dem Herzen in der Hand sagen: „Mach mit mir, was du willst.“ Schütteln wir die Angst vor dem Unerwarteten ab! Öffnen wir dem Ankömmling die Tür! Wenn wir den hundertsten Jahrestag mit dem Charisma, das uns als Familie verbindet, begehen wollen, so besteht das darin, dass wir die Freundschaft mit den Menschen pflegen, an der Seite derer sind, die uns brauchen, nach dem Evangelium leben. Wie wir schon im Brief aus Perin des internationalen Teams von Charles de FOUCAULD erwähnten, geht es darum, die Botschaft der universalen Brüderschaft von Charles de FOUCAULD, die so nötig ist in unserer Welt und unserer Kirche, zu ergründen und wertzuschätzen, was wir von den besonders einfachen Menschen bekommen und von jenen, die leiden, wo immer es auch sei.
In unseren Pfarrgemeinden sollten wir sagen, dass Gottesmänner wie Bruder Charles uns vieles zu sagen haben, abseits von traurigen, oberflächlichen oder frivolen Botschaften, von Wünschen nach persönlicher Absicherung, nach Konsum oder Zurschaustellung. Charles de FOUCAULD kommentiert folgendermaßen Mt 5,3 (“Selig die Armen im Geiste, denn ihrer ist das Himmelreich”): “Lasst uns hoffen! Die Rettung ist nah; der Himmel ist nah… Eine einzige Sache genügt: arm im Geiste sein… Arm im Geiste sein ist wahrhaftig in der Tiefe unserer Seele arm sein; wirklich von allem losgelöst zu sein, nicht nur von Materiellem, dem Wunsch danach, sondern sich selber vergessen, die Seele zu leeren von allen weltlichen Wünschen…Entleert und gefüllt mit Gott… Durch Gott haben wir diese Wünsche für unsere Nächsten… Aber nur durch Gott: nur er kann uns erfüllen.“
Mit besorgter Anteilnahme haben wir die Reise von Papst Franziskus durch Afrika als Botschafter des Friedens und der Barmherzigkeit verfolgt. Wir haben uns bei seinen Treffen mit anderen Kulturen und mit dem Islam zugegen gefühlt. Dieser tapfere Mann bringt Jesus überall dorthin, wohin er geht, selbst wenn er als Staatsmann umringt von Sicherheitskräften auftritt. Er gibt uns Hoffnung und die Freude an unserer Arbeit für das Königreich Gottes als Diözesanpriester zurück. In seinem Leben zeigt er Barmherzigkeit und in den Schritten zur Erneuerung der Kirche, auf dass sie wahrhaftig die Kirche Jesu sei. In der Kirche trifft er auf Schwierigkeiten. So ist das, was er vollbringt, zweifellos das Wirken des Heiligen Geistes. Beten wir alle gemeinsam für ihn und für all das, was wir von ihm durch seine Worte und sein Zeugnis in diesem Jahr der Barmherzigkeit empfangen.
Lasst uns auch alle zusammen beten, dass die Beschlüsse der Familiensynode die Kirche öffnen auf dem Weg im Kampf für das Leben, das Leben der Menschen, derjenigen, die sich in ihrer Ehe geirrt haben, derjenigen, die schief angesehen werden wegen ihres sexuellen Andersseins, derjenigen, die sich als Christen fühlen und es auch sind, aber die nicht dem Standardmodell entsprechen. Wir alle kennen Geschiedene, Getrenntlebende, gläubige Christen, die bisher von der Kirche ausgegrenzt fühlten. Wir könnten nun denken: Von wie vielen Priesterbrüdern oder Freunden und Freundinnen sind wir geschieden? Warum halten wir gerade manchmal diejenigen, die den gleichen Auftrag haben wie wir, für unsere Feinde? Was ist es, das die kirchliche Gemeinschaft zerstört, die Ideen oder die Personen, bei denen uns nicht gefällt, dass sie diese Gedanken oder Einstellungen haben?
Auf der Familiensynode anwesend war der stimmberechtigte Hervé JANSON, Generalprior der Brüder Jesu: wir müssen ihm dafür danken, von der Familie von Nazareth Zeugnis abgegeben zu haben und mit seinem Mut die Schemata des “Wohlverhaltens“ gebrochen zu haben.
Danke, Hervé, für deine schlichten Worte, mit denen du diese universale Brüderschaft ausgedrückt hast, die darin besteht, bei den Ärmsten zu sein, treu dem Charisma von Charles de FOUCAULD und als Person, die das Evangelium in den abgelegensten Gegenden lebt. Nazareth ist nicht nur für uns ein Bezugspunkt, sondern auch ein Modell für die Hausgemeinschaft und die Pfarrgemeinschaft, die Brüderschaft.
Unserer kranken Mitbrüder, derjenigen in Kriegsgebieten oder in bitterarmen Gegenden, und aller anderen gedenkend wünsche ich euch allen von Herzen einen Advent der Erneuerung und ein Weihnachtsfest, bei dem wir zulassen, dass Jesus in unser Leben tritt, in unsere Entscheidungen, unsere Beziehungen, unsere Arbeit.
Euer Bruder
Aurelio SANZ BAEZA, Verantwortlicher Bruder
Perín, Cartagena, Murcia, Spanien, 8. Dezember 2015,
Fest der Unbefleckten Empfängnis und Beginn des Jahres der Barmherzigkeit
(Übersetzung von Úrsula CRAMER; danke!)
Brief aus Perin, Oktober 2015
Liebe Mitbrüder,
Emmanuel, Jean-François, Félix, Mark, Mauricio und Aurelio haben uns zu unserer Jahresversammlung in Perín, Cartagena, España, bei Aurelio zu Hause eingefunden und seinen 60. Geburtstag gefeiert. Dabei haben wir an euch gedacht, an alle Brüder unserer Gemeinschaft. Wir wurden von den Menschen hier aufgenommen und motiviert. Die Freude am Zusammensein und an der gemeinsamen Arbeit ist ein Geschenk Gottes. Die Passagiere im Ankunftsbereich der Flughäfen von Alicante und Murcia fühlen sicherlich immer noch den Nachhall unserer Umarmungen beim Eintreffen.
Was wir erlebt haben
Schon ab dem gemeinsamen Laudesgebet, der Anbetung und der Eucharistie, begleitet vom Regen und vom Herbst, haben wir uns immer durch euer Gebet gestärkt gefühlt, durch die Hilfe des Bruders Charles, der für uns spricht, und durch das prophetische Zeugnis von Papst Franziskus auf der Familiensynode, die wir sehr aufmerksam verfolgt haben.
Wir hatten ein Treffen mit dem Bischof von Cartagena, José Manuel LORCA PLANES, und ein gemeinsames Mittagessen mit der Familie von Charles de FOUCAULD von Murcia, die säkulare Brüderschaft, die Brüderschaft Charles de Foucauld, die kleinen Schwestern Jesu – Anita, Mitglied der Leitung des Teams von Tre Fontane in Rom, war auch anwesend- und die Priestergemeinschaft. Wir haben uns in kirchlicher Kommunion gefühlt, vereint durch das Charisma eines Gottesmannes, unseres Bruders Charles. Zu seinem hundertsten Jahrestag, das auch in das von Papst Franziskus ausgerufene Jahr der Barmherzigkeit fällt, ruft er uns zur Hinwendung zum Dialog, nicht nur unter uns, sondern auch mit unseren Diözesanpresbyter, wovon wir ein Teil sind; ein Dialog und ein Treffen mit Menschen anderer Religionen oder Nichtgläubigen. Es geht um eine wechselseitige Annäherung in gegenseitigem Respekt. Wir wollen einen Dialog führen, nichts aufzwingen. Seit dem Treffen im Juli in Viviers hat sich diese Überzeugung hinsichtlich dieser Dimension unseres Charisma verstärkt.
Wir haben viele Menschen in Perin kennen gelernt und mit ihnen gefeiert: freundliche, herzliche und unkomplizierte Menschen. Wir haben gehört, was sie von ihren Familien berichtet haben und daraus gelernt. Ein jeder, Mann oder Frau, ist unser Bruder oder unsere Schwester. Wir waren beeindruckt von den Gottesdiensten in den beiden Altersheimen in Perin. Die alten Menschen, die in unserer europäischen und westlichen Gesellschaft die großen Vergessenen sind, haben uns gesagt, dass Gott Kind, Jugendlicher, junger Erwachsener, Erwachsener und alter Mensch ist. In diesem Nazareth der alten Leute haben wir kein Verfallsdatum gesehen.
Die Projekte der Stiftung Tienda Asilo de San Pedro de Cartagena, in der Aurelio arbeitet, haben wir aus nächster Nähe erlebt und die Menschen kennen gelernt, die dort mitarbeiten, die Mitarbeiterteams, die Freiwilligen, die betreuten Menschen. Im Heim der Stiftung Hogar Torre Nazaret haben wir dieses einfache und menschliche Nazareth erlebt, das darin besteht, mit den HIV-Kranken zusammen zu sein. Menschen, die von Drogen, Gefängnis, dem Leben auf der Straße als von der Gesellschaft Ausgestoßene gezeichnet sind, nun aber in Würde leben können, ein Stück weit ihre Gesundheit zurückerlangen und ihrem Leben einen normalen Verlauf geben können. Es ist wie in einer großen Familie, die die Konsequenzen schultert, wenn das Leben zu einem Problem wird. Wir haben gefühlt, dass sie uns gern haben, ohne uns eigentlich zu kennen.
Welche Aufträge wir bekommen haben
Es sind viele: sehr wichtig ist, dass wir den hundersten Jahrestag nicht als einfachen Gedenktag begehen, sondern als Feier seiner Botschaft der universalen Brüderschaft in aller Aktualität. Schon mehrfach hat Papst Franziskus das Zeugnis von Charles de FOUCAULD zitiert: In Absatz 125 von Laudato Si als Beispiel für einen Verkünder des Evangeliums und in der Vigilrede zur Familiensynode als Inspirator des Familienmodells von Nazareth. Seinen häufigen Beziehungen auf den Bruder Charles erfüllen uns mit Freude und wir fühlen uns zu hundert Prozent vereint mit dem Papst.
Ein weiterer Auftrag besteht darin, tiefer in das Mysterium von Nazareth einzutauchen mit der Haltung, die die Kontemplation verbindet mit der Nähe zu den Armen und mit dem Erfahren unserer Zerbrechlichkeit als Ort der Aufnahme der Macht des Auferstandenen. Wir müssen die universale Brüderschaft auf eine reale Weise leben, ohne Theorien über das Leben und über die Menschen.
Auch ist es ein Auftrag, dem Wüstentag Priorität einzuräumen, denn wie wir feststellen, ist es für die mit Arbeit überlasteten Pfarrer schwierig, ihn einzuhalten. Von der pastoralen Aktivität werden wir eingenommen und auch von der Logik der Beamten des Geweihten, dass wir die Wüste auf ein anderes Mal verschieben, was zu einer schlechten Gewohnheit wird. Immer sind wir damit beschäftigt, zu schaffen, schaffen, schaffen, aber wenig damit, zu hören und vom Herrn ansprechen zu lassen.
Wir fühlen den Ruf, am Rande der Gesellschaften, der Geographien und Existenzen (Menschen mit Problemen) zu sein oder dorthin zu gehen. Unsere priesterliche Berufung zur Verkündigung der Frohen Botschaft können wir nicht umgehen, nicht, um Laborexperimente oder spirituellen Tourismus zu unternehmen, sondern wir sollen mit den Letzten sein. Von Nazareth aus lädt uns der Herr Jesus dazu ein, sein Nachbar zu sein, mit seinen Gesundheitsproblemen, mit seiner Einsamkeit oder Armut. Er lebte in einem armen, unterdrückten und vergessenen Volk Wenn wir nicht bei den Armen sind, verstehen wir nicht, was Jesus uns sagen will. Wir sollten nochmals Laudato Si und Misericordiae Vultus (Nummer 15) lesen.
Ein Aufruf zur Umkehr mit der Erneuerung unsere Auffassung von dem, was Barmherzigkeit ist: Zeugen der Liebe Gottes sein. Denken wir an den Paulustext 2 Kor 12,9: “Meine Gnade genügt dir, denn meine Kraft kommt in Schwachheit zur Vollendung”, der Bruder Charles so sehr gefiel.
Was wir vorbereitet und studiert haben
Wir haben uns mit der nächsten Panamerikanischen Versammlung in Cuernavaca, Mexiko, (15.- 20. 02. 2016) befasst: die Bezirke Québec – Acadie, Vereinigte Staaten, Mexiko, Dominikanische Republik, Brasilien, Argentinien und Chile und ein Abgesandter der Brüderschaft, die zurzeit in Haiti gebildet wird, sowie ein weiterer Bruder aus Guatemala werden sich erstmalig außerhalb einer Weltversammlung treffen. Wir schätzen sehr die Koordination durch Fernando TAPIA, Verantwortlicher von Chile. Er hat schon fast alle Fragebögen der Bezirke zusammen. Wir danken den mexikanischen Brüdern im Voraus schon für ihre Gastfreundschaft. Mit den sieben Brüdern in Kuba, die eine Gemeinschaft mit den Brüdern Jesu bilden, können wir aufgrund der Regierungskontrollen keinen Kontakt aufnehmen.
Die nächste Versammlung in Asien findet auf den Philippinen im Juli 2016 statt. Arthur, der Verantwortliche von Asien, bereitet sie mit den Brüdern vorort vor. Der Nazarethmonat von Myanmar im vergangenen Juli ermöglichte den Kontakt vieler Brüder Asiens und hat dazu beigetragen, ihre Beziehungen zu stärken und ihre Zugehörigkeit zur Brüderschaft. Von einigen Brüderschaften, wie denen in Malaysia, Indonesien und Australien haben wir wenig Nachrichten. Wir haben Arthus in seiner Funktion als Verantwortlicher darum gebeten, sich mit diesen Brüdern in Verbindung zu setzen.
Ziemlich viel Zeit haben wir aufgewandt für die Vorbereitung der nächsten Weltversammlung in Bangalore, Indien (15. bis 30. Januar 2019). Wir haben drei Jahre Zeit, um Ziele, Methodik und Inhalte festzulegen.
In diesen Tagen sind wir in großer Sorge über die Gesundheit einiger sehr lieber Brüder: Michel PINCHON, Giuseppe COLAVERO, Tony PHILPOT, Howard CALKINS… Wir sind besorgt und fühlen uns vereint mit ihnen in diesen schwierigen Zeiten. Ihnen wird es nicht an Gebeten und Fürsorge unsererseits fehlen.
Mark hat eine wirtschaftliche Bilanz der internationalen Brüderschaft erstellt, die er allen Verantwortlichen in den Bezirken schicken wird. Wir halten es für erforderlich, dass alle Bezirke 10% der Beiträge ihrer Brüder in die internationale Kasse einzahlen, einschließlich der Bezirke mit sehr niedrigen Einkünften. Ebenfalls könnten einige der westlichen Bezirke ihre Kriterien für die Teilnahme überprüfen, denn es gibt viele Bedürfnisse. Ein Armer, der ein bisschen gibt, ein anderer Armer, der ein bisschen gibt… am Ende ist es viel mehr als das, was ein Reicher gibt.
Es gibt eine gute Nachricht: die Anerkennung durch päpstliches Recht der Statuten unserer Priestergemeinschaft Iesus Caritas durch die Kongregation des Klerus.
Wir weisen noch einmal alle auf den einfachsten und schnellsten Kommunikationsweg unter uns hin: die Website www.iesuscaritas.org, die allen Brüdern zur Verfügung steht.
Als internationales Team, als Brüderschaft aus sechs Brüdern von vier Kontinenten: DANKE an alle: Danke für das Gebet, für das finanzielle Teilen so vieler Länder und Brüder, dafür, dass ihr uns ein Eckchen freihaltet in euren Herzen und in eurem Zuhause in dieser Aufgabe, das Königreich, die Frohe Botschaft, die Freude, Christ zu sein zu verbreiten und uns einander mit den Augen Jesu anzuschauen.
In Perín, Spanien, haben wir tagtäglich an euch und die Gegebenheiten in euren Ländern, die oftmals so hart und beschwerlich sind, gedacht. Wir haben an die Menschen gedacht, nicht an ihre Fähigkeiten; wir haben in die Augen geblickt, nicht auf die Brillen; wir haben ihr Herz umhüllt, nicht ihre Intelligenz.
Danke.
Gott, der Vater, Sohn und Heiliger Geist ist, María und der Bruder Charles mögen euch segnen.
Eine riesige Umarmung von euren Brüdern
Emmanuel, Jean-François, Félix, Mauricio, Mark und Aurelio
Perín, Cartagena, Murcia, Spanien, 28. Oktober 2015, Fest der Heiligen Simon und Judas, Apostel
(Übersetzung von Úrsula CRAMER; danke!)
PDF: Brief aus Perin, Internationales Team, Oktober 2015, deut
Brief von Aurelio an die Brüderschaften von Québec – Acadie, Oktober 2015
Oktober 2015
Liebe Brüder und Schwestern,
Danke für den freundlichen Empfang, den ihr mir zu jeder Zeit und überall in Québec und Montréal bereitet habt. Ich habe eine lebendige Brüderschaft angetroffen, deren Brüder sich in ihrem Alter gern haben und mit einem Geiste des realistischen und engagierten Nazareth gegenseitig unterstützen. Herzlichen Dank! Donald CLICHE übernahm die Rolle meines älteren Bruders und hat mich in seinem Haus in Cap Rouge in Québec, das auch von Eichhörnchen rege besucht wird, “wie einen Nuntius” behandelt und mir die Gelegenheit gegeben, die Natur zu betrachten und zu genießen wie auf dem Spaziergang am letzten Tag durch die herbstlichen Ahornwälder.
Es war ein Geschenk Gottes, mit Laurent RAVENDA und Jean-Pierre LANGLOIS bei Guy BOUILLÉ den Morgen des 3. Oktober auf der Palliativstation in Montréal zu verbringen, segnen und mich von ihm aus seiner Stille heraus segnen zu lassen. Wenige Stunden später war er schon beim Herrn und schloss Brüderschaft im Hause des Vaters mit all den Brüdern, die uns verlassen haben. Ich glaube, die größte Umarmung wird er von Jacques LECLERC, seinem Freund und großem Bruder, erhalten haben.
Ich habe die menschlichen Umstände, Hoffnungen, Treffen mit einem jeden der Brüder genossen, auch mit der säkularen Brüderschaft, die hauptsächlich aus Seelsorgern besteht (mein Dank geht an Ciro, den Verantwortlichen dieser Brüderschaft) im COPAM von Montreal. Ich habe die Gegenwart mit jeder Person, jedem Lebensweg teilen können. Alle wurden von Gottes Hand berührt, die uns manchmal nicht dahin führt, wohin wir wollen, die aber alle behütet.
Es war ein gutes Treffen auch mit der Brüderschaft junger Christen, die Ciro als Begleiter und Beistand betreut. Das ist eine Gruppe, die zum größten Teil aus Einwanderern besteht, die für den Ruf Jesus’ offen sind in ihren Leben im Aufbau, mit einer Zukunft und Freude, die eine neue Welt will. Das Abendessen und das gemeinsame Gebet zum Sonntagsevangelium weckten in mir die Erinnerung an Jesus, wie er seine Jünger um sich schart und ihnen Anweisungen gibt, das Königreich zu errichten, mit Tiefgang trotz der Substanzlosigkeit, zu der uns das bequeme und reiche System der Ersten Welt einlädt.
Ein anderes unerwartetes Geschenk, das mich sehr bewegt und erfreut hat, war das Treffen mit Schwester Gilberte, von den Schwestern von Notre Dame von Montréal, die im vergangenen Jahr zusammen mit den Missionaren der Diözese Vicenza, Gianantonio ALLEGRI von unserer italienischen Brüderschaft und Giampaolo MARTA, von Boko Haram im Norden von Kamerun entführt worden war. Die Seelsorgerin Yvonne begleitete mich zum Maison de Prière de Notre Dame in Longueil. Es war für mich bewegend, diese Frau des Evangeliums zu umarmen, das Zeugnis ihrer Liebe zu Gott in den 51 Tagen der Entführung mit Gianantonio und Gian Paolo zu hören und dabei einmal mehr einen lebendigen, nicht idealisierten Bruder Charles zu entdecken, im Nirgendwo, wo unsere Kerzen der Tempel oder der religiösen Bilder, die wir verehren, nicht leuchten.
Die kurze Zeit mit Guy und mit Gilberte waren die eindrucksvollsten Momente meines Aufenthaltes bei den Brüderschaften von Québec – Acadie und ich danke dem Herrn aus der Armut meines Herzens heraus.
Unser Brüderschaftsbezirkstreffen am 4. und 5. Oktober in Québec mit den Brüdern und ihnen verbundenen Laienseelsorgern war eine Gelegenheit, Brüder mit einem bewundernswerten Geist des Dienstes am Nächsten zu sehen, deren Bekundungen und Lebensfreude mich in der Hoffnung auf eine Kirche, wie sie Papst Franziskus wünscht, bestärkt. Das vorherige Trio der Verantwortlichen, bestehend aus Donald CLICHE -Bezirksverantwortlicher-, Benoît HINS und Richard WALLOT, wird abgelöst von Gilles BARIL, dem neuen Verantwortlichen, gemeinsam mit Jean-Claude DEMEURS, einem großen Experten in Kommunikation, einer Seelsorgerin und zwei weiteren Brüdern, die er noch wählen wird. Danke all ihnen für ihren Dienst für die Brüderschaft. Das vorherige Trio lieferte einen guten Bericht über seine Tätigkeit und über das Leben in den Brüderschaften und man spürt einen Geist der Brüderlichkeit, ausgehend von ihnen als Menschen und Gottesmänner, der die örtlichen Kirchen bereichert. Der Dialog, die Anbetung, die Eucharistie, die Augenblicke brüderlichen Zusammenlebens waren ein wahrhaftiges Glaubenstreffen.
Als bald anstehende Entscheidungen und Vorschläge hebe ich die Vorbereitung des nächsten Nazareth-Monats im Januar und die Teilnahme im Februar an der Ersten Panamerikanischen Versammlung in Cuernavaca, Mexico, hervor. Dabei vertreten Gilles und Donald die Region Québec – Acadie.
In Québec habe ich Donald bei dem Besuch bei René TESSIER, Bruder der Brüderschaft und Verantwortlicher für pastorale Kommunikation der Diözese, und Weihbischof Gaetan PROULX sowie Generalvikar Marc PELCHAT, der unserer Brüderschaft angehört, begleitet. Wir wurden von ihnen zum Mittagessen eingeladen. Und es war eine Wonne, uns im Priesterseminar mit der Brüderschaft, bestehend aus Pierre GAUDETTE, Jacques GOURDE, Roger LABBÉ und Marc BOUCHARD, zu treffen. Sie sind Brüder mit einer großen Erfahrung im Dienst an der Kirche, an den einfachen Menschen und an der Brüderschaft. Danke für euer Zeugnis.
So danke ich für all dieses, für das Erlebte, das Miteinander, die Berufungen ausgehend vom Charisma von Charles de FOUCAULD, mit seiner Nachricht von der universalen Brüderschaft, die so in Kraft ist in unserer heutigen Kirche, so geschätzt vom Papst Franziskus. Danke, Brüder, und ich danke Gott, dass ich einige Tage lang Zeuge des Lebens eurer Brüderschaft sein durfte.
Ich bedanke mich auch bei Laurent für den Raum für die Anbetung, den er bot, und in dem ich gewahr wurde, dass Spiritualität über Beten, Verehren, Betrachten und dem gemeinsamen Feiern mit anderen hinausgeht. Spiritualität ist der gute Geist der Liebe, der Freude, der Solidarität, des Respekts, des Zuhörens, egal, was wir gerade machen, ob wir arbeiten, uns mit anderen beschäftigen, reisen, zuhören, eine Aktivität vorbereiten etc. Daraus ergibt sich die besondere Priorität des monatlichen Wüstentages. Gott sucht uns in der Wüste auf, um uns einen guten Geist zu geben. Dieser gute Geist ist es, mit dem Bruder Charles betete, schrieb, träumte oder sich als Nachbar der Menschen um ihn herum fühle: der Geist von Nazareth.
Aurelio SANZ BAEZA, verantwortlicher Bruder
Perín, Cartagena, Murcia, Spanien, 12. Oktober 2015
PDF: Brief von Aurelio an die Brüderschaften von Québec – Acadie, Oktober 2015