BOTSCHAFT SEINER HEILIGKEIT PAPST FRANZISKUS: Gute Politik steht im Dienste des Friedens

ZUR FEIER DES
WELTFRIEDENSTAGES
1. JANUAR 2019

1. „Friede diesem Haus!“

Als Jesus seine Jünger aussandte, sagte er zu ihnen: »Wenn ihr in ein Haus kommt, so sagt als Erstes: Friede diesem Haus! Und wenn dort ein Sohn des Friedens wohnt, wird euer Friede auf ihm ruhen; andernfalls wird er zu euch zurückkehren« (Lk 10,5-6).

Frieden zu bringen steht im Mittelpunkt der Sendung der Jünger Christi. Und dieses Angebot richtet sich an alle, Männer und Frauen, die inmitten der Dramen und Gewalttaten der Menschheitsgeschichte auf Frieden hoffen.[1] Das „Haus“, von dem Jesus spricht, ist jede Familie, jede Gemeinschaft, jedes Land, jeder Kontinent, mit der jeweiligen Einzigartigkeit und Geschichte; gemeint ist insbesondere jeder Mensch, ohne Unterschiede und Diskriminierungen. Es geht dabei auch um unser „gemeinsames Haus“, um den Planeten, den Gott uns als Lebensraum zugewiesen hat und für den wir achtsam Sorge tragen sollen.

So soll dies auch mein Wunsch zu Beginn des neuen Jahres sein: „Friede diesem Haus!“

2. Die Herausforderung guter Politik

Der Friede ist der Hoffnung ähnlich, über die der Dichter Charles Péguy sagt,[2] sie sei wie eine zarte Blume, die versucht, mitten unter den Steinen der Gewalt aufzugehen. Wir wissen, dass ein Machtstreben um jeden Preis zu Missbrauch und Ungerechtigkeit führt. Die Politik ist ein grundlegendes Mittel, um ein Gemeinwesen aufzubauen und das Tun des Menschen zu fördern; aber wenn sie von den Verantwortlichen nicht als Dienst an der menschlichen Gemeinschaft verstanden wird, kann sie zu einem Instrument der Unterdrückung und Ausgrenzung, ja sogar der Zerstörung werden.

»Wer der Erste sein will«, sagt Jesus, »soll der Letzte von allen und der Diener aller sein« (Mk 9,35). So hob auch Papst Paul VI. hervor: »Nimmt man den Bereich des Politischen auf seinen verschiedenen Ebenen – örtlich, regional, national und auf Weltebene – wirklich ernst, dann muss man zugeben, dass jeder einzelne Mensch die Pflicht hat, die konkrete Wirklichkeit und die Bedeutung der ihm verliehenen Entscheidungsfreiheit anzuerkennen und darum bemüht zu sein, in gleicher Weise das Wohl der Stadt, der Nation und der Menschheit zu verwirklichen.«[3] In der Tat stellen die politische Funktion und Verantwortung eine ständige Herausforderung für alle dar, die das Mandat erhalten, ihrem Land zu dienen, die dort lebenden Menschen zu schützen und Voraussetzungen für eine würdige und gerechte Zukunft zu schaffen. Wenn sie sich in grundlegender Achtung des Lebens, der Freiheit und der Würde des Menschen vollzieht, kann die Politik wirklich zu einer hervorragenden Form der Nächstenliebe werden.

3. Nächstenliebe und menschliche Tugenden für eine Politik im Dienste der Menschenrechte und des Friedens

Papst Benedikt XVI. erinnerte daran, dass »jeder Christ […] zu dieser Nächstenliebe aufgerufen [ist], in der Weise seiner Berufung und entsprechend seinen Einflussmöglichkeiten in der Polis. […] Wenn der Einsatz für das Gemeinwohl von der Liebe beseelt ist, hat er eine höhere Wertigkeit als der nur weltliche, politische. […] Wenn das Handeln des Menschen auf Erden von der Liebe inspiriert und unterstützt wird, trägt es zum Aufbau jener universellen Stadt Gottes bei, auf die sich die Geschichte der Menschheitsfamilie zubewegt.«[4] Dies ist ein Programm, in dem sich alle Politiker unabhängig von ihrer kulturellen oder religiösen Zugehörigkeit wiederfinden können, die gemeinsam für das Wohl der Menschheitsfamilie arbeiten wollen, indem sie die menschlichen Tugenden praktizieren, die einem guten politischen Handeln zugrunde liegen: Gerechtigkeit, Gleichheit, gegenseitiger Respekt, Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit und Treue.

In diesem Zusammenhang verdienen es die „Seligpreisungen des Politikers“, in Erinnerung gerufen zu werden, die vom 2002 verstorbenen vietnamesischen Kardinal François-Xavier Nguyễn Vãn Thuận stammen, der ein treuer Zeuge des Evangeliums war:

Selig der Politiker, der ein seiner Rolle entsprechendes Bewusstsein und Gewissen hat.
Selig der Politiker, der als Person glaubwürdig ist.
Selig der Politiker, der für das Gemeinwohl arbeitet und nicht für seine eigenen Interessen.
Selig der Politiker, der kohärent bleibt.
Selig der Politiker, der Einheit schafft.
Selig der Politiker, der sich für die Verwirklichung radikalen Wandels einsetzt.
Selig der Politiker, der zuhören kann.
Selig der Politiker, der keine Angst hat.[5]

Jede Wahl von Amtsträgern, jede Amtsperiode, jede Phase des öffentlichen Lebens ist eine Gelegenheit, zur Quelle und zu den Bezugspunkten zurückzukehren, die die Gerechtigkeit und das Recht inspirieren. Wir sind davon überzeugt: Gute Politik steht im Dienste des Friedens; sie achtet und fördert die grundlegenden Menschenrechte, die ebenso gegenseitige Pflichten sind, damit ein Band des Vertrauens und der Dankbarkeit zwischen gegenwärtigen und kommenden Generationen geknüpft werden kann.

4. Die Laster der Politik

Neben den Tugenden gibt es leider auch in der Politik Laster, die sowohl auf mangelnde persönliche Eignung wie auch auf Missstände im Umfeld und in den Institutionen zurückzuführen sind. Es ist allen klar, dass die Laster der Politik die Glaubwürdigkeit der Systeme, in denen sie stattfindet, sowie die Autorität, die Entscheidungen und das Handeln der Menschen, die sich dort einsetzen, untergraben. Diese Laster schwächen das Ideal einer echten Demokratie, sie sind die Schande des öffentlichen Lebens und gefährden den sozialen Frieden: Korruption – in ihren vielen Formen der Veruntreuung von öffentlichem Eigentum oder der Instrumentalisierung von Menschen –, Rechtsverweigerung, Missachtung von Gemeinschaftsregeln, illegale Bereicherung, Rechtfertigung der Macht durch Gewalt oder unter dem willkürlichen Vorwand der „Staatsräson“, der Hang zum Machterhalt, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus, die Weigerung, achtsam mit der Erde umzugehen, eine unbegrenzte Ausbeutung der natürlichen Ressourcen für den unmittelbaren Profit und die Verachtung für die, die zu einem Leben in der Fremde gezwungen sind.

5. Gute Politik fördert die Beteiligung junger Menschen und das Vertrauen in andere

Wenn die Ausübung der politischen Macht einzig auf die Wahrung der Interessen bestimmter privilegierter Personen abzielt, wird die Zukunft beeinträchtigt; junge Menschen stehen in Gefahr, ihr Vertrauen zu verlieren, weil sie dazu verurteilt sind, am Rande der Gesellschaft zu bleiben, und keine Möglichkeit haben, die Zukunft mitzugestalten. Wenn die Politik hingegen in der Förderung junger Talente und Berufungen, die nach Verwirklichung streben, einen konkreten Ausdruck findet, wird der Frieden in den Gewissen wachsen und auch auf den Gesichtern sichtbar sein. Es kommt zu einem dynamischen Vertrauen im Sinne von: Ich vertraue dir und glaube mit dir an die Möglichkeit, gemeinsam für das Gemeinwohl zu arbeiten. Politik dient dem Frieden, wenn sie sich in der Anerkennung der Charismen und Fähigkeiten eines jeden Menschen ausdrückt. »Was gibt es schöneres als eine hingereichte Hand? Sie ist von Gott, um zu geben und zu empfangen. Gott hat nicht gewollt, dass sie tötet (vgl. Gen 4,1ff) oder dass sie leiden lässt, sondern dass sie sorgt und zu leben hilft. Neben dem Herzen und dem Verstand kann auch die Hand zu einem Werkzeug des Dialogs werden.«[6]

Jeder kann mit seinem eigenen Stein einen Beitrag zum Bau des gemeinsamen Hauses erbringen. Echte Politik, die sich auf Recht und ehrlichen Dialog zwischen den Personen gründet, entsteht immer neu aus der Überzeugung heraus, dass mit jeder Frau, jedem Mann und jeder Generation die Hoffnung auf neue relationale, intellektuelle, kulturelle und spirituelle Möglichkeiten verbunden ist. Ein solches Vertrauen ist nie einfach, denn menschliche Beziehungen sind komplex. So leben wir momentan in einem Klima des Misstrauens, das in der Angst vor dem anderen oder Fremden, in der Angst vor dem Verlust der eigenen Vorteile wurzelt und sich leider auch auf politischer Ebene durch eine Haltung der Abschottung oder des Nationalismus manifestiert, die jene Brüderlichkeit in Frage stellen, die unsere globalisierte Welt so dringend braucht. Unsere Gesellschaften brauchen heute mehr denn je „Gestalter des Friedens“, die authentische Botschafter und Zeugen Gottes des Vaters sein können, der das Wohl und das Glück der Menschheitsfamilie will.

6. Nein zum Krieg und zur Strategie der Angst

Wenn wir hundert Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkriegs an die jungen Menschen, die bei diesen Kämpfen starben, und an die gequälte Zivilbevölkerung denken, verstehen wir heute besser als gestern die schreckliche Lehre aus den Bruderkriegen, dass nämlich Frieden sich niemals auf das bloße Gleichgewicht der Kräfte und der Angst beschränken kann. Den anderen zu bedrohen bedeutet, ihn zum bloßen Objekt zu machen und ihm seine Würde abzusprechen. Aus diesem Grund bekräftigen wir, dass die Eskalation von Einschüchterung wie auch die unkontrollierte Verbreitung von Waffen gegen die Moral und das Bemühen um wirkliche Eintracht verstoßen. Der Terror gegen die Schwächsten trägt dazu bei, dass ganze Bevölkerungsgruppen auf der Suche nach Orten des Friedens ins Exil gehen. Nicht tragbar sind politische Diskurse, welche die Migranten aller Übel beschuldigen und den Armen die Hoffnung nehmen. Stattdessen muss betont werden, dass der Frieden auf der Achtung jedes Menschen unabhängig von seiner Geschichte, auf der Achtung des Gesetzes und des Gemeinwohls sowie der uns anvertrauten Schöpfung und des reichen sittlichen Erbes früherer Generationen beruht.

Wir denken insbesondere auch an die Kinder, die in den derzeitigen Konfliktgebieten leben, und an all diejenigen, die sich für den Schutz ihres Lebens und ihrer Rechte einsetzen. In der Welt ist jedes sechste Kind von der Gewalt des Krieges oder ihren Folgen betroffen, wenn es nicht sogar selbst Soldat oder Geisel bewaffneter Gruppen wird. Das Zeugnis derer, die sich für die Achtung der Kinder und die Verteidigung ihrer Würde einsetzen, ist äußerst wertvoll für die Zukunft der Menschheit.

7. Ein großes Friedensprojekt

In diesen Tagen feiern wir den siebzigsten Jahrestag der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, die nach dem Zweiten Weltkrieg verabschiedet wurde. Erinnern wir uns in diesem Zusammenhang an eine Feststellung von Papst Johannes XXIII.: »Wenn aber in einem Menschen das Bewusstsein seiner Rechte erwacht, so ist es notwendig, dass in ihm auch das Bewusstsein seiner Pflichten erwacht, sodass dem, der gewisse Rechte hat, in gleicher Weise die Pflicht innewohnt, seine Rechte als Zeichen seiner Würde einzufordern; den anderen aber wohnt die Pflicht inne, diese Rechte anzuerkennen und zu achten.«[7]

Der Frieden ist in der Tat das Ergebnis eines großen politischen Projekts, das auf der gegenseitigen Verantwortung und der wechselseitigen Abhängigkeit der Menschen beruht. Aber er ist auch eine Herausforderung, der man sich Tag für Tag stellen muss. Frieden ist eine Bekehrung von Herz und Seele, und es ist leicht, drei untrennbare Dimensionen dieses inneren und gemeinschaftlichen Friedens auszumachen:

– Frieden mit sich selbst: Unnachgiebigkeit, Wut und Ungeduld zurückweisen und – wie der heilige Franz von Sales riet – „ein wenig Sanftmut an sich selbst“ üben, um „anderen ein wenig Sanftmut“ zu erweisen;
– Frieden mit dem anderen: mit dem Familienangehörigen, dem Freund, dem Fremden, dem Armen, dem Leidenden …; den Mut haben, ihnen zu begegnen, und ihrer Botschaft zuhören.
– Frieden mit der Schöpfung: die Größe des Geschenks Gottes und seinen Teil der Verantwortung wiederentdecken, der jedem von uns als Bewohner der Welt, als Bürger und Gestalter der Zukunft aufgegeben ist.

Eine Friedenspolitik, die um die menschlichen Schwächen weiß und sich ihrer annimmt, kann immer aus dem Geist des Magnifikats schöpfen, das Maria, die Mutter Christi, des Erlösers, und die Königin des Friedens, im Namen aller Menschen singt: »Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht über alle, die ihn fürchten. Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten: Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind; er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen […] und denkt an sein Erbarmen, das er unseren Vätern verheißen hat, Abraham und seinen Nachkommen auf ewig« (Lk 1,50-55).

Aus dem Vatikan, am 8. Dezember 2018

Franziskus


[1] Vgl. Lk 2,14: »Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens.«
[2] Vgl. Le Porche du mystère de la deuxième vertu, Paris 1986 (Orig. 1911).
[3] Apostolisches Schreiben Octogesima adveniens (14. Mai 1971), 46.
[4] Enzyklika Caritas in veritate (29. Juni 2009), 7.
[5] Vgl. Ansprache anlässlich der Konferenz und Ausstellung „Civitas“ in Padua: „30giorni“, Nr. 5/2002.
[6]Benedikt XVI., Ansprache bei der Begegnung mit den Mitgliedern der Regierung, Vertretern der staatlichen Institutionen, mit dem Diplomatischen Korps und mit den Vertretern der wichtigsten Religionen in Benin, Cotonou, 19. November 2011.
[7] Enzyklika Pacem in terris (11. April 1963), 24.

© Copyright – Libreria Editrice Vaticana


PDF: PF 1_1_2019 de

Adventbrief 2018, Werlvantbortlicher Bruder

Liebe Brüder,

heute, am Festtag unseres Bruders Charles, beginnen wir den Advent. Diese vier Wochen spiegeln die Hoffnung aller Menschen wider. Unsere Menschheit, die sich in einer permanenten, vor allem humanitären Krise befindet, bereitet uns Leid, und unsere Kirche kann dieses Problem weder verheimlichen noch kann sie ihm gegenüber gleichgültig sein. Die Gottesdienste mit unseren Gemeinschaften, das persönliche Gebet, das brüderliche Leben mit jenen, die uns nahe sind und jenen, die fern von uns sind, all das wird unserem Weg den Rhythmus geben. Der Advent lädt uns dazu ein, die „Stimme, die in der Wüste ruft“ zu hören, die Stimme jener, die laut schreien, um zu überleben, um ihrer Sehnsucht nach Frieden, nach Arbeit und nach Freiheit Ausdruck zu geben. Die Menschheit hofft weiterhin auf Befreiung. Die Armen, die eine Rettung erwarten, jene, die von Krieg bedroht sind, die Vertriebenen, die Zuflucht suchen, – ihre Zahl geht in die Millionen. Auch für sie kommt Jesus, und wir als Missionare müssen ihn verkündigen.

Die Kirche erlebt gerade eine schwierige Zeit, eine Krise, die durch das Bekanntwerden des Missbrauchs Minderjähriger verursacht wurde, und Papst Franziskus stellt sich dem demütig und mutig. Das ist Zeugnis für die Suche nach der Wahrheit, und auch der Papst ist Zeuge der Wahrheit.

Wir bereiten gerade unsere Weltversammlung 2019 vor. Wir sind aufgerufen, über unsere Identität als missionarische Diözesanpriester im Lichte des Charismas unseres Bruders Charles nachzudenken. Wir alle müssen die Regionalverantwortlichen unterstützen, für alle Brüder beten, für die Bruderschaften, die neu entstehen und für jene, die altern.

EINE MENSCHHEIT IN DER KRISE

Tagtäglich erreichen uns schlechte Nachrichten über Männer, Frauen, Kinder, Jugendliche und Alte, die aus nicht immer klar ersichtlichen Gründen leiden.

Wir wissen, dass sie oft Geheiminteressen von Wirtschaftsmächten und Regierungen unterworfen sind, die diese Realitäten verheimlichen. Sogar in Ländern der „ersten Welt“ geschieht das. Die Opfer von Kriegen, Gewalt, Drogenhandel, Sexismus und Armut rufen in dieser Wüste, in der andere Stimmen nach Gerechtigkeit verlangen. Stimmen, die sich manchmal mit jenen vermischen, die nach Rache rufen, oder mit jenen, die sagen: “Sie sollen nicht herüberkommen, zurück in ihre Heimat mit ihnen!“ Auch wir haben eine Stimme, die Stimme Jesu, angekündigt von den Propheten. Eine Stimme, die aus unserem Glauben hervorgehen soll, aus unserer missionarischen Berufung, im Stil von Nazareth, was bedeutet: mit den Menschen unserer Stadt, unseres Dorfes sein, mit den einfachsten, bescheidensten von ihnen, denn nur die Armen lehren uns die Demut. Bruder Charles hat Jesus mitten unter den einfachen Menschen entdeckt: Ahmen wir ihn nach!

EIN ADVENT, DER UNS EINLÄDT EMPFÄNGLICH ZU SEIN

Diese Adventzeit lädt uns dazu ein, zu hören, uns Zeit zu nehmen, in einer kontemplativen Haltung dem Wort Gottes Gehör zu schenken, Gott in der Stille anzubeten und unseren Brüdern zuzuhören: jenen der Bruderschaft, den Diözesanpriestern, denen zuzuhören und die zu akzeptieren uns oft so schwer fällt, so sehr zerstören die Vorurteile den Dialog und das Miteinander. Auch jenen Menschen zuzuhören, die zu uns kommen oder mit denen wir in der Pastoral oder im sozialen Bereich arbeiten oder die einfach unsere Nachbarn sind. Öffnen wir die Tür, nehmen wir sie auf, begnügen wir uns nicht mit guten Ratschlägen oder leichten Worten. Wenn wir unsere Armut zeigen, unsere Unfähigkeit, Gebrochenes in Ordnung zu bringen, verletzte Herzen zu heilen, dann lassen wir Gott handeln. Er ist der einzige Unverzichtbare, ja, er heilt. Jesus achtet auf alle, und er lädt uns ein, unsere Herzen zu öffnen und sie von der Liebe Gottes und der Liebe der Menschen überfluten zu lassen. Wir werden die Freude, Jesus nachzufolgen, wiederfinden und wir werden vielen Menschen helfen, ihr Scheitern in Triumph zu verwandeln und sich selbst ein bisschen mehr zu lieben.

EINIE LEIDENDE KIRCHE

Wir leiden an den Folgen des Missbrauchs von Minderjährigen, der in vielen Diözesen der Welt verheimlicht wurde. Die Kirche verliert an Glaubwürdigkeit. . . . Wir könnten sagen, so war es schon immer, das ist unvermeidlich . . . Aber das wäre nicht wahrheitsgetreu. Diese Krise ist bei weitem noch nicht ausgestanden. Unser Papst Franziskus leidet sehr und stellt sich der Situation, indem er im Namen der Schuldigen um Vergebung bittet, indem er zuhört und nach einer gerechten Lösung für die Opfer sucht. Dabei verdient der Papst unsere volle Unterstützung. Bleiben wir in Verbindung mit ihm, die wir wissen, dass er auch in der eigenen Kirche Feinde hat, aber auch die Unterstützung vieler Menschen, (Gläubige oder Nicht-Gläubige), die in ihm einen Propheten unserer Zeit sehen, einen kohärenten Menschen, der, obwohl er „Staatschef“ ist, ein mitfühlendes Herz für die Leiden der Menschheit hat. Ich bin sicher, dass aus dieser Krise auch etwas Positives resultieren wird. Werden wir seine Brüder durch unser Gebet!

DER 1. DEZEMBER

Vor 102 Jahren ist Charles de FOUCAULD endgültig zum Vater heimgekehrt. Das ist ein Tag, an dem wir Gott für ihn danken, für das, was er uns an Intuition weitergegeben hat, für die Sendung, die er verwirklicht hat, für seine ein bisschen verrückten Träume. Bruder Charles hat uns geholfen, in unserer Berufung und in unserer Spiritualität die Freundschaft mit Jesus zu leben und mit den Menschen im kleinen Nazareth, das jeder erlebt, in seinem Alter und in seiner Lebenslust, in der Stille oder in der Zeugenschaft. Es ist ein Geschenk Gottes, das dauerhaft unser gnadenvolles Handeln verdient. Legen wir in unsere heutige Anbetung alles, was uns Bruder Charles hinterlassen hat, nicht so sehr durch seine geistlichen Schriften, als vielmehr durch das Zeugnis seines Lebens, ein Zeugnis von Liebe, Hingabe, Vertrauen und Großzügigkeit. Wiederholen wir sein Gebet der Hingabe, selbst wenn es uns schwer fällt, es ganz zu unserem zu machen.

UNSERE WELTVERSAMMLUNG

Vom 15. – 30. Jänner findet unsere Versammlung in Cébu auf den Philippinen statt. Das Hauptthema ist die Vertiefung unseres Seins als missionarische Diözesanpriester im Lichte des Charismas von Bruder Charles. Alle Details die Versammlung betreffend sind im Internet unter iesuscaritas.org nachzulesen.

Im grünen Streifen der Begrüßungsseite befinden sich der Fragebogen für die Vorbereitung, das Programm der Versammlung und das Anmeldeformular. …. Derzeit haben sich erst wenige angemeldet und nur ein Kontinent (Amerika) hat uns bisher Antworten auf den Fragebogen zugeschickt, außerdem noch einige regionale Bruderschaften. Ich weiß, dass viele sehr beschäftigt sind. Stellen wir uns jetzt dieser Aufgabe! Nur Mut! Raffen wir uns auf! Ich freue mich schon auf eure Zusendungen.

Zur Versammlung werden alle Regionalverantwortlichen und alle Delegierten kommen, außerdem die ehemaligen internationalen Verantwortlichen und die Verantwortlichen der Kontinente. Manche Brüder haben ein Problem damit, die Reisekosten zu bezahlen; die Weltbruderschaft übernimmt das soweit möglich, aber im Moment ist es schwierig, alle Ansuchen zu befriedigen. Manche europäische und amerikanische Bruderschaften haben auf das Problem reagiert, indem sie die Reisekosten für einen afrikanischen oder amerikanischen Bruder übernommen haben. … Danke. Ich bitte euch, Brüdern aus Haiti, Burkina Faso, Zentralafrika, dem Tschad, Kongo, Kamerun, Madagaskar, Pakistan, Indien und Bangladesch zu helfen, die ihr Flugticket noch nicht haben. Das ist eine wichtige Mühe für den Erfolg unserer Versammlung! Wir werden unseren nächsten internationalen Verantwortlichen und seine Mannschaft wählen, die, dessen bin ich sicher, uns dabei helfen werden, ausgehend von den realen Situationen und von unseren Träumen, Bruderschaft zu sein.

UNTERWEGS NACH WEIHNACHTEN

Wir wollen den besten Platz in unserem Leben dem geben, der kommt, um zu bleiben. Die Engel haben den Hirten die gute Nachricht gebracht und sie kündigen uns große Freuden an. Es gibt Engel, denen wir an der Tür, am Telefon oder in der Straße begegnen und die uns, ohne dass sie es wissen, sagen, dass Gott uns nahe ist. Es gibt Gesichter, in denen wir Jesus im Krankenhaus, im Gefängnis, in den Flüchtlingslagern begegnen. Engel in Gestalt kranker oder alter Menschen, die für die Kirche viel getan haben, für die Bruderschaft, für die Armen. Gesichter anonymer Personen, die Gutes tun ohne dafür etwas zu erwarten. Die Engel, einfache Leute in unseren Pfarren, die uns in der pastoralen Arbeit unterstützen oder durch ihre Gegenwart bei unseren Gottesdiensten oder die uns ihr Bestes geben durch ihre Nähe und Freundschaft. Das sind Engel ohne Flügel, deren Stimme widerhallt.

Mit dieser Hoffnung auf eine bessere Welt, auf eine von den Betrübnissen der Vergangenheit befreiten Kirche, auf eine Gemeinschaft von Brüdern im Dienst für das Reich Gottes, auf eine durch das Bemühen um Frieden und Gleichheit erneuerte Welt wünsche ich euch eine von Gott und unserem Bruder und Freund Jesus erfüllte Weihnacht. Ein großes abrazo.

Aurelio SANZ BAEZA, Weltverantwortlicher Bruder

Perínn, Carthagène, Murcia, Spanien, 1. Dezember 2018,
Fest des seligen Charles de FOUCAULD

(Danke an Matthias KEIL die Erleichterung der deutschen Übersetzung)

PDF: Adventbrief 2018, Werlvantbortlicher Bruder, deut

Brief an Gianantonio, 28 August 2018

Lieber Bruder,
heute Morgen hast Du Dein Osterfest gefeiert und der Herr hat Dich als seinen innig geliebten Sohn in seine Arme genommen. Wir haben viel für Dich gebetet und unsere Bitten waren nicht vergebens. Du bist jetzt am besten Platz der Seligen, Du, der Du 57 Tage lang die Entführung in Kamerun erlitten hast, Du, der Du nie während der Krankheit in diesem Jahr die Hoffnung verloren hast, Du hast uns allen gezeigt, was Frieden und Vertrauen heißt. „Mit unendlichem Vertrauen…” Du, der Du das Gebet der Hingabe mit Leben erfüllt hast wie zuvor Charles de FOUCAULD. Dich lieben alle, denen Du gedient hast, mit denen Du gearbeitet hast… Dir muss ich danken für das wertvolle Zeugnis Deines Lebens: Du hast nie aufgegeben und hast die Aufgabe, die der Herr Dir anvertraut hat, nicht andere erledigen lassen.

Dein Abschied schmerzt, aber ich weiß, er ist nur auf Zeit. Wir gehören zur Brüderschaft der Kinder Gottes und erinnern uns an die Kampagne des Kettengebets auf der ganzen Welt für Deine Befreiung, als Du zusammen mit Gilberte entführt warst. Gilberte konnte ich zu meiner Freude in Montreal besuchen. Dort zeigte sie mir die Dinge, die sie von der Zeit der Entführung aufbewahrt hat. Auch besuchte ich Giampaolo, Deinen Missionsbruder in Kamerun. Wie habe ich mich damals über die Nachricht Eurer Befreiung gefreut! In vielen Kirchen Spaniens, Italiens, an so vielen Orten ertönten die Kirchenglocken an jenem Osterfest 2014. Deine Entführung war Anlass, unser Augenmerk auf die fehlende Freiheit in so großen Bereichen der Menschheit zu richten: bei den unterdrückten Völkern, bei den Ärmsten der Armen, auf den Stiefel des Mächtigen, der die einfachen Menschen zermalmt, auf die Manipulation von Menschenleben aus wirtschaftlichem Interesse, auf die Mächtigen, die sich feige verstecken und sich nur durch die Träger ihrer Kriegsbeile zeigen … Aber der Mensch und seine Rechte, so wiederholt es wieder und wieder Papst Franziskus, stehen über aller Ideologie.

Deine Brüderschaft in Italien, Deine Familie, Deine Diözese Vicenza, Deine Freunde in Kamerun, sie alle werden Dich vermissen. Alle Brüder der Priesterbrüderschaft haben an Dir das Beispiel des engagierten Missionars, mutig, Mann Gottes, der Spuren hinterlässt, mit denen er uns alle ermutigt, weiterhin für das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit zu arbeiten. Giampaolo, Dein Missionsgefährte im Kamerun wird diesen Samen des Reiches weiter säen, der so klein und unbedeutend in unserer Welt aufgeht und dann so groß wird.

Ich freue mich, Dich persönlich kennen gelernt zu haben. Das war in Castelfranco, Italien, 2015, und im vergangenen Sommer in Rudy, Polen. Dort nahmen wir gemeinsam an der Europaversammlung der Brüderschaft teil. Irgendwie fühlte ich, dass Du Dich um Deine Gesundheit kümmern musstest und so habe ich es Dir auch gesagt. In den letzten Monaten standen wir in Kontakt und ich habe voller Sorge Deinen Krankheitsverlauf verfolgt. Heute danke ich dem Herrn für Dein Leben, dafür, mit welcher menschlichen Größe Du Dich den Prüfungen gestellt hast. Das hat mich gelehrt, die negativen Seiten des Lebens einzuschätzen im Wissen, dass das Weizenkorn, das nicht stirbt, auch keine Frucht bringt. Wie Bruder Charles hast Du alles für die Benachteiligten hingegeben und das erfüllt mich mit Freude trotz des Schmerzes der Trennung. Ich bin mir gewiss, dass aus allem Leidvollen etwas Neues, Unerwartetes, Positives und Gutes für uns und alle anderen entsteht. Du hast mich gelehrt, Geduld und Frieden zu haben. Ich danke Dir dafür.

Bitte für uns vor Gott, der Dich heute mit Gnade und Liebe überhäuft.

Wir denken immer an Dich.

Aurelio SANZ BAEZA, Priesterbrüderschaft Iesus Caritas,
Verantwortlicher Bruder

Perín, Cartagena, Murcia, Spanien, 28. August 2018, Martyrium von Johannes dem Täufer

Biografie:

Gianantonio ALLEGRI, Mitglied der Priesterbrüderschaft Iesus Caritas. Geboren 1957 in Pievebelcino (Vicenza, Italien) Priesterweihe 1982. Vikar in verschiedenen Gemeinde der Diözese Vicenza. Von 1991 bis 2001 war er fidei donum, Missionar in Kamerun. Nach seiner Rückkehr war er Pfarrer in Magré di Schio bis 2013. Danach ging er wieder nach Kamerun, wo er von Boko Haram 57 Tage lang entführt wurde, zusammen mit seinen Gefährten, der Schwester Gilberte BOUSSIÈRE, aus Quebec, und Giampaolo MARTA, der auch aus der Diözese Vicenza stammt. Nach seiner Befreiung kehrt er in die Diözese zurück und war Pfarrer der Gemeinde Santa Maria Bertilla in Vicenza.

Nach einem Jahr des Kampfes gegen den Krebs hat ihn der Vater heute Morgen in seine Arme geschlossen.

PDF: Brief an Gianantonio, 28 August 2018, deut

Osterbrief von Jean-François und Aurelio, Perín, 23 märz 2018

Liebe Brüder,

wir schreiben euch aus Perin (Spanien), wo wir zusammen an den Vorbereitungen zur Weltversammlung unserer Priesterbrüderschaft Iesus Caritas in Cebu (Philippinen).

Es ist kurz vor Ostern, ein kühler Frühlingsbeginn.

Wir haben das Einladungsschreiben aufgesetzt. Alle Brüder von Iesus Caritas, Seite an Seite mit den 56 Abgesandten und Verantwortlichen sollen dabei eingebunden sein. Wir beobachten, wie in der heutigen Welt die Spiritualität von Charles de FOUCAULD ganz besonders aktuell ist.

Die fünf Kontinente sind immer mehr miteinander verbunden, es gibt große Flüchtlingsströme, die Naturzerstörung nimmt zu, der Abstand zwischen Reich und Arm ebenfalls, locale Konflikte haben international Auswirkungen (Syrien, Yemen,…), der übermächtige Gott des Geldes… Wir sehen, wie viele Länder Nabelschau betreiben, was zu Protektionismus und Mißtrauen anderen gegenüber führt.

Die Entwicklungen innerhalb der Kirche: Papst Franziskus legt uns die Herausforderungen vor dieser Situation in der Welt für die Mission der Kirche dar. In der apostolischen Exhortation Evangelii Gaudium ruft er die gesamte Kirche dazu auf, wieder mehr zu evangelisieren, sich auf Christus zu konzentrieren, den Menschen entgegenzukommen, besonders denen am Rande der Gesellschaft. In Laudato si bittet er uns wieder, uns um die Figur von Franziskus von Asisi herum zu mobilisieren, in Freundlichkeit und Solidarität mit den Gefährdeten unserer Welt. In unserem Umfeld, auch in den Diözesen, merken wir Widerstand gegen diesen Aufruf Franziskus´ zur Konversion. Wir, die Priester der Brüderschaft, Jünger von Bruder Charles, sollen uns in dieser Situation von den Eingebungen von Charles de FOUCAULD leiten lassen: das Evangelium laut mit dem Leben verkünden, das Evangelium in dieser Welt, die Christus nicht kennt, verkörpern, universale Brüder sein und in unseren Gemeinden auf das Aufeinanderzugehen und auf den Dialog hinzuwirken; die Spiritualität von Nazaret zu leben, d.h. Armut, Gebet und Nähe zu den Armen. Also alles andere als eine narzisstische Kirche, die nur um sich selbst kreist.

Auf unserer Weltversammlung auf den Philippinen in Cebu wird dieser dreifache Treueschwur zugegen sein: Christus, Bruder Charles, Papst Franziskus. Genau daher ist es so wichtig, das sein jeder von euch Brüdern an dieser Versammlung teilhat, durch häufiges Gebet um die Fürsprache von Charles de FOUCAULD, die Kommunion der Brüder, um die Verständigung unter den Brüderschaften der verschiedenen Länder… Zu diesem Zwecke haben wir einen speziellen Kommunikationsweg, nämlich unsere Webseite iesuscaritas.org. Ihr alle seid eingeladen mitzuwirken mit Artikeln, Reflektionen, Nachrichten,…

Danke für die Unterstützung bei der Vorbereitung zur Weltversammlung, durch die Teilnahme an dem Fragebogen und durch eure finanzielle Hilfe für diejenigen Brüder, die die Kosten für ihre Reise nicht allein aufbringen können.

An diesen vergangenen Tagen waren wir in Kontakt mit vielen Menschen, in schönen oder auch komplizierteren Lebensumständen. Wir haben gemeinsam gebetet und die Eucharistie gefeiert. Wir haben für euch alle gebetet, besonders für Gianantonio aus Italien, der eine Krebsoperation dieser Tage hat.

Die Osterfreude möge aus uns strömen aus der vollen Überzeugung, dass Jesus lebt, in den Menschen und Situationen um uns herum, in den Bewegungen zugunsten der Rechte von Männern und Frauen, in all den guten Herzen, die wir Tag für Tag sehen.

Eine große brüderliche Umarmung.

Jean-François und Aurelio

Perín, Murcia, Spanien, 23. März 2018

(Übersetzung von Úrsula CRAMER; danke!)

PDF: Osterbrief von Jean-François und Aurelio, Perín, 23 märz 2018, deut