Osterrundbrief 2016, Verantwortlicher Bruder

Liebe Mitbrüder,

pascua-2016-01geprägt von den Terroranschlägen in Brüssel, dem Yemen, dem Irak und zuletzt auch in Lahore darf unser Osterfest nicht beschränkt sein auf eine Anzahl von traurigen Nachrichten, Gefühlen der Hilflosigkeit oder angesammelten Ängsten.

Es ist das Osterfest, das Jesus uns schenkt, indem er den Tod überwindet. Das heißt, ein Aufruf, alle Tode- sowohl die der Einzelnen als auch die der Gesellschaften – zu besiegen. Das aber soll geschehen, ohne die Augen vor der Realität zu verschließen. Lasst uns die Steine der Angst, des fehlenden Glaubens, des Selbstmitleids, des Vorurteils gegen den Islam oder die gutwilligen Muslime, die wir alle kennen, beseitigen. Lasst uns die Steine beseitigen, die uns oder andere gefangen halten, und lasst uns stattdessen auf den Auferstandenen schauen mit einem Blick, der wohl nicht frei von Ängsten ist, wie der der Frauen, die zum Grab Jesu gehen, mit einem Blick wie der seiner eigenen Jünger. Die Angst von Menschen, verständlich. Es fällt ihnen schwer zu akzeptieren, dass die Lage sich verändert hat, aber der Heilige Geist bringt sie dazu, Jesus zu schauen mit der Freude, mit der sich gute Freunde begegnen.

Frohe Ostern allen! All den Menschen, mit denen wir zu tun haben, den sorgenvollen Freunden, den Familien und den Brüderschaften. Bruder Charles schrieb an seinem Ostertag, dass man sterben muss, um Leben zu geben. Sein Hundertjahrestag ist ein stetiger Aufruf zur Kontemplation, was so vielen Menschen unverständlich ist, die nur an pascua-2016-02Geld, Sicherheit und daran interessiert sind, ruhig und ohne Beeinflussung durch fremden Schmerz zu leben. Möge der auferstandene Jesus uns dabei helfen, das bittere Wasser in guten Wein zu verwandeln, der das Fest verschönt und den Alltag, das Leben von Nazareth.

Unser Bruder Giuseppe COLAVERO erlebte gestern Nachmittag sein Osterfest und seine Zusammenkunft mit dem Vater. Wir betrauern den Verlust dieses lieben Bruders und Kämpfers für die Ärmsten , Gründer und Seele von AGIMI, guter Hirte seines Volkes. Wir fühlen un seins mit seinen Leuten, mit der Brüderschaft von Italien. Seit einigen Monaten haben wir die Entwicklung seiner Krankheit verfolgt, das Glioblastom hat seinem Leben ein Ende gesetzt, nicht jedoch seinem pascua-2016-03großzügigen und kämpferischen Geist im Einsatz für so viele Menschen, denen er geholfen hat.

Auch hat uns vor einigen Wochen unser Bruder Hermann STEINERT aus Deutschland verlassen. Beide sind vereint mit dem Herrn und schauen sein Angesicht und sein väterliches Herz. Hermann und Giuseppe schützen und helfen uns. Ihre Brüderschaft mit uns ist nicht beendet.

Ich möchte euch dazu ermuntern, dieses Osterfest mit der Freude der Begnadigten, der geliebten Kinder des Vaters, des kleinen Bruders, der vom größeren lernt, Jesu, des Herrn zu feiern. Mit der Freude, zu der uns Papst Franziskus einlädt. Hier in Europa fühlen wir uns verletzt, aber nicht besiegt; beschämt vom Drama der syrischen pascua-2016-04Flüchtlinge, die die Tür nicht geöffnet vorfinden, wie menschliche Wesen mit all ihren Rechten. Wie sollen wir diese Wirklichkeit in unsere Verkündigung und Mission eingliedern? Die europäischen Regierungen schließen für Millionen von Euros ein Abkommen, dass diese Menschen der Fürsorge eines anderen Landes überlässt. Die Armen stören, füllen die Straßen, verschmutzen sie, schlagen ihre Zelte unter uns auf, streiten sich auch untereinander, fallen in die Hände der Schleppermafias, die ihre Zukunft kontrollieren…

pascua-2016-05Was sagen wir als Christen, als Pastoren unserer Gemeinden? Wer findet die richtigen Worte, die Hoffnung geben, ohne falsch zu sein, ohne Verrat am Evangelium? Ich ermuntere euch dazu, all dieses in der Anbetung vor Jesus zu betrachten, vor ihm, der Emigrant war, der mit seiner Familie flüchtete, der vor seinem Tod auch Gefangener war. Wir beobachten, wie wir an diesem Osterfest nicht unbeteiligt bleiben können. Unser Schweigen macht uns zu Mittätern der Ungerechtigkeit. Charles de FOUCAULD, Freund Jesu,-der am Kreuz Verlassene, der, der uns am Ufer des Sees aufsucht, der in der Hütte der Ärmsten lebt, im Flüchtlingslager oder am Maschendrahtzaun an den Grenzen oder vor dem Schild “Durchgang verboten” oder “Nur für Mitglieder” -, er zeigt uns Jesus, den Auferstandenen, als Samen, der auf die Erde fällt und viele Früchte trägt.

Während ich diesen Brief an euch richte, begleite ich eine Krankenschwester im Krankenhaus. Alles hier spricht mir von Menschlichkeit und von Jesus; in dem Lächeln und den Blicken so vieler Menschen, in den besorgten Gesichtern anderer Leute, in dem Schweigen derjenigen, die nicht von ihrem Schmerz reden und in dem Schlafenden.

pascua-2016-06Diesen Moment der Kontemplation teile ich mit euch wie das Osterfest der Freude, die das Weinen besiegt, der menschlichen und christlichen Werte bei so vielen Menschen, die aus der Stille und dem Fest ihrer Herzen uns ein Lächeln auf das Gesicht zaubern. Dann glaubt man, dass in dieser Welt alles möglich ist und dass diese Person mein Bruder oder meine Schwester ist, dass es niemanden gibt, der die Freunde Jesu zum Schweigen bringen können wird, die Leute, die ihn als Herrn verkünden und als Weggefährten, wo immer sie auch sind.

Eine große österliche Umarmung in der Freude, euer kleiner Bruder zu sein.

pascua-2016-07Aurelio SANZ BAEZA, verantwortlicher Bruder

Krankenhaus Rafael Méndez, Lorca, Murcia, Spanien,
29. März 2016, Dienstag der Osteroktav

(Übersetzung von Úrsula CRAMER; danke!)

PDF: Osterrundbrief 2016, Verantwortlicher Bruder

Brief aus Cuernavaca, Februar 2016

I PANAMERIKANISCHE GENERALVERSAMMLUNG DER PRIESTERBRÜDERSCHAFT IESUS CARITAS

15. bis 19. Februar 2016

Liebe Mitbrüder:

cuernavaca2016-01Erfüllt von Freude und Hoffnung schreiben wir Euch diesen Brief nach Beendigung unserer 1. Panamerikanischen Generalversammlung. Im Haus “Madeleine Chollet” in Cuernavaca haben sich drei Brüder des Internationalen Teams und die Abgesandten von Argentinien, Brasilien , Chile, den Vereinigten Staaten, Mexiko, Quebec (Kanada) und der Dominikanischen Republik zusammengefunden, um zu beten und sich gemeinsam Gedanken darüber zu machen, wie wir dem Leben und der Mission der Brüderschaften in unseren Ländern neue Impulse geben können.

cuernavaca2016-02Wie es die göttliche Vorsehung wollte, fiel unsere Generalversammlung in die Zeit, in der Papst Franziskus Mexiko besuchte. So konnten wir unser Treffen inmitten dieser großen Bewegung der geistigen und kirchlichen Erneuerung ansiedeln, die der Heilige Geist in unserer Kirche durch die Gesten, Worte und Lehren des Heiligen Vaters anstößt. Es besteht eine große Übereinstimmung unter den Eingebungen des Bruders Charles de Foucauld und dem Standpunkt des Papstes. Dieses Thema haben wir gründlich anhand eines Textes von Javier Pinto behandelt. Durch seine Überlegungen sehen wir uns in der Gültigkeit und Bedeutsamkeit für die unmittelbare Gegenwart unserer Spiritualität bestätigt in dieser pluralen Welt, die so geplagt ist von Gewalt, Ungerechtigkeiten, Drogenhandel, Korruption, Ausgrenzung und Straffreiheit, so wie wir auf dem ersten Tag unserer Versammlung vernehmen mussten.

cuernavaca2016-03Dementsprechend spüren wir die historische Verantwortung, die Mitstreiter in erster Reihe dieses Hirten vom anderen Ende der Welt bei dem Aufbau einer Kirche der Armen und für die Armen zu sein. Genau wie Bruder Charles wollen wir unsere Anwesenheit in den geographischen und existenziellen Randbereichen unserer Länder sein, um glaubhafte Zeugen der Barmherzigkeit Gott Vaters zu sein. Die Nähe, Enthaltsamkeit, Einfachheit, Bescheidenheit und Freude von Jesus von Nazareth sollen unsere Lebensweise und unsere pastorale Arbeit prägen.

cuernavaca2016-04Trotz der unterschiedlichen Sprachen und Kulturen konnten wir uns miteinander verständigen, gemeinsam beten und arbeiten, sozusagen in einer aktuellen Pfingstversion. Aber auch so kam oft Heiterkeit auf wie dann, wenn Mark Mertes vergeblich versuchte, das Wort “periferia” auszusprechen. Der Heilige Geist war sicher stets bei uns und gab uns jeden Tag von Neuem Impulse, von der morgendlichen eucharistischen Anbetung bis zum Abendessen. Der brüderliche Geist, das Miteinander in der Arbeit, die Geduld, um die Sprache der anderen zu verstehen, die Freude und der apostolische Tatendrang haben unsere Herzen während dieser Tage erfüllt und sind eindeutige Zeichen seiner belebenden Gegenwart. Wir haben die universale Brüderschaft wirklich erlebt, das, was unsere Spiritualität kennzeichnet.

cuernavaca2016-05Die mexikanischen Mitbrüder gaben sich alle nur erdenkliche Mühe, um wirklich gar keinen Wunsch bei uns offen zu lassen, genau wie auch Frau Edith Montes de Oca und Frau María Elena Cruz, die uns jeden Tag ein köstliches Essen zubereiteten. Wir alle fühlen uns jetzt ein bisschen mexikanisch, nachdem wir von ihrer Geschichte der Verfolgung und des Martyriums erfahren haben– immer unter dem Schutz der Madonna von Guadalupe und gestützt durch einen festen Glauben. Wir fühlen uns Teil dieses Volkes, das in Amerika auf Wanderschaft ist und wir möchten immer mehr an seinem Schicksal teilhaben, an seinen Hoffnungen und Auseinandersetzungen, und uns dabei wie Jesus auf die Seite der Armen und Ausgegrenzten unserer Gesellschaften schlagen.

cuernavaca2016-06Wir spüren den Aufruf, in unserer Spiritualität konsequenter zu sein und uns gegenseitig dabei zu helfen, die Mittel für das spirituelle Wachsen, die sie uns bietet, zu erleben, ganz besonders den NAZARETHMONAT. Wir möchten ihm einen neuen Wert geben und alle Brüder dazu ermuntern, an ihm teilzunehmen, vor allem, wenn sie es bisher noch nicht getan haben. Eine tiefangelegte Spiritualität wird uns dabei helfen, wie Bruder Charles universale Brüder zu sein und auch wahrhaftig andere Wege der Nachfolge Jesu zu respektieren, vor allem in den uns anvertrauten Gemeinden.

Allein der stete und lang anhaltende Kontakt zu unserem geliebten Bruder und Herrn Jesus und das brüderliche Leben ermöglichen uns die Verkündigung der Frohen Botschaft mit Nachhaltigkeit, Freude und als Überbringerin der Hoffnung in den menschlichen Randbereichen, in denen wir in unserer pastoralen Arbeit tätig sind.

Wir sind uns bewusst, dass das Charisma von cuernavaca2016-07Bruder Charles von anderen Gruppen dieser spirituellen Familie erlebt wird: Kleine Brüder und Schwestern, geweihte Laien, Ehepaare, Jugendliche usw. Wir möchten die Bande mit ihnen verstärken und unsere Spiritualität weiter bekannt machen, besonders unter jungen Leuten.

Wir sind uns sicher, dass das Charisma von Bruder Charles, angereichert durch das Zeugnis so vieler Heiliger und Märtyrer aus Amerika, eine große Unterstützung ist, um in unserem Kontinent die Treue zu Jesus und dem Evangelium zu leben.

Daher möchten wir es mit unseren Priesterbrüdern teilen und sie dazu einladen, uns kennen zu lernen und an unseren Unternehmungen teilzunehmen, sogar schon ab der Zeit im Priesterseminar.

Einen ausführlicheren und sehr unterhaltsamen Bericht von unserer Generalversammlung könnt Ihr in dem Dokument “Crónica de Cuernavaca” finden. Zudem findet Ihr einen Katalog an Vorschlägen zur Ausbreitung in den verschiedenen Bereichung unserer Brüderschaft, also Spiritualität, Brüderlichkeit, pastorale Mission, Kontakte zu anderen kirchlichen Einrichtungen und Wachstum, in dem Dokument „Propuestas de crecimiento“. Beide werden auf der Website www.iesuscaritas.org veröffentlicht.

cuernavaca2016-08Abschließend geben wir bekannt, dass wir Fernando Tapia Miranda, Priester der Erzdiözese Santiago de Chile für die nächsten sechs Jahre zum Verantwortlichen des Kontinents gewählt haben, der dafür zuständig sein wird, die Bindungen und gegenseitigen Hilfestellungen in Amerika aufrechtzuerhalten und zu mehren und die nächste kontinentale Versammlung in zwei Jahren (2018) vorzubereiten.

Unser Herr Jesus segne unsere Arbeit und mache sie sehr fruchtbar für das Wachsen unserer Priestergemeinschaften auf dem ganzen Kontinent. Ihm sei Ehre und Lobpreis in alle Ewigkeit.

Die Teilnehmer der 1. Panamerikanischen Generalversammlung

cuernavaca2016-09Cuernavaca, 19. Februar 2016.

(Übersetzung von Úrsula CRAMER; danke!)

PDF: Brief aus Cuernavaca, Februar 2016