BOTSCHAFT SEINER HEILIGKEIT PAPST FRANZISKUS: Gute Politik steht im Dienste des Friedens

ZUR FEIER DES
WELTFRIEDENSTAGES
1. JANUAR 2019

1. „Friede diesem Haus!“

Als Jesus seine Jünger aussandte, sagte er zu ihnen: »Wenn ihr in ein Haus kommt, so sagt als Erstes: Friede diesem Haus! Und wenn dort ein Sohn des Friedens wohnt, wird euer Friede auf ihm ruhen; andernfalls wird er zu euch zurückkehren« (Lk 10,5-6).

Frieden zu bringen steht im Mittelpunkt der Sendung der Jünger Christi. Und dieses Angebot richtet sich an alle, Männer und Frauen, die inmitten der Dramen und Gewalttaten der Menschheitsgeschichte auf Frieden hoffen.[1] Das „Haus“, von dem Jesus spricht, ist jede Familie, jede Gemeinschaft, jedes Land, jeder Kontinent, mit der jeweiligen Einzigartigkeit und Geschichte; gemeint ist insbesondere jeder Mensch, ohne Unterschiede und Diskriminierungen. Es geht dabei auch um unser „gemeinsames Haus“, um den Planeten, den Gott uns als Lebensraum zugewiesen hat und für den wir achtsam Sorge tragen sollen.

So soll dies auch mein Wunsch zu Beginn des neuen Jahres sein: „Friede diesem Haus!“

2. Die Herausforderung guter Politik

Der Friede ist der Hoffnung ähnlich, über die der Dichter Charles Péguy sagt,[2] sie sei wie eine zarte Blume, die versucht, mitten unter den Steinen der Gewalt aufzugehen. Wir wissen, dass ein Machtstreben um jeden Preis zu Missbrauch und Ungerechtigkeit führt. Die Politik ist ein grundlegendes Mittel, um ein Gemeinwesen aufzubauen und das Tun des Menschen zu fördern; aber wenn sie von den Verantwortlichen nicht als Dienst an der menschlichen Gemeinschaft verstanden wird, kann sie zu einem Instrument der Unterdrückung und Ausgrenzung, ja sogar der Zerstörung werden.

»Wer der Erste sein will«, sagt Jesus, »soll der Letzte von allen und der Diener aller sein« (Mk 9,35). So hob auch Papst Paul VI. hervor: »Nimmt man den Bereich des Politischen auf seinen verschiedenen Ebenen – örtlich, regional, national und auf Weltebene – wirklich ernst, dann muss man zugeben, dass jeder einzelne Mensch die Pflicht hat, die konkrete Wirklichkeit und die Bedeutung der ihm verliehenen Entscheidungsfreiheit anzuerkennen und darum bemüht zu sein, in gleicher Weise das Wohl der Stadt, der Nation und der Menschheit zu verwirklichen.«[3] In der Tat stellen die politische Funktion und Verantwortung eine ständige Herausforderung für alle dar, die das Mandat erhalten, ihrem Land zu dienen, die dort lebenden Menschen zu schützen und Voraussetzungen für eine würdige und gerechte Zukunft zu schaffen. Wenn sie sich in grundlegender Achtung des Lebens, der Freiheit und der Würde des Menschen vollzieht, kann die Politik wirklich zu einer hervorragenden Form der Nächstenliebe werden.

3. Nächstenliebe und menschliche Tugenden für eine Politik im Dienste der Menschenrechte und des Friedens

Papst Benedikt XVI. erinnerte daran, dass »jeder Christ […] zu dieser Nächstenliebe aufgerufen [ist], in der Weise seiner Berufung und entsprechend seinen Einflussmöglichkeiten in der Polis. […] Wenn der Einsatz für das Gemeinwohl von der Liebe beseelt ist, hat er eine höhere Wertigkeit als der nur weltliche, politische. […] Wenn das Handeln des Menschen auf Erden von der Liebe inspiriert und unterstützt wird, trägt es zum Aufbau jener universellen Stadt Gottes bei, auf die sich die Geschichte der Menschheitsfamilie zubewegt.«[4] Dies ist ein Programm, in dem sich alle Politiker unabhängig von ihrer kulturellen oder religiösen Zugehörigkeit wiederfinden können, die gemeinsam für das Wohl der Menschheitsfamilie arbeiten wollen, indem sie die menschlichen Tugenden praktizieren, die einem guten politischen Handeln zugrunde liegen: Gerechtigkeit, Gleichheit, gegenseitiger Respekt, Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit und Treue.

In diesem Zusammenhang verdienen es die „Seligpreisungen des Politikers“, in Erinnerung gerufen zu werden, die vom 2002 verstorbenen vietnamesischen Kardinal François-Xavier Nguyễn Vãn Thuận stammen, der ein treuer Zeuge des Evangeliums war:

Selig der Politiker, der ein seiner Rolle entsprechendes Bewusstsein und Gewissen hat.
Selig der Politiker, der als Person glaubwürdig ist.
Selig der Politiker, der für das Gemeinwohl arbeitet und nicht für seine eigenen Interessen.
Selig der Politiker, der kohärent bleibt.
Selig der Politiker, der Einheit schafft.
Selig der Politiker, der sich für die Verwirklichung radikalen Wandels einsetzt.
Selig der Politiker, der zuhören kann.
Selig der Politiker, der keine Angst hat.[5]

Jede Wahl von Amtsträgern, jede Amtsperiode, jede Phase des öffentlichen Lebens ist eine Gelegenheit, zur Quelle und zu den Bezugspunkten zurückzukehren, die die Gerechtigkeit und das Recht inspirieren. Wir sind davon überzeugt: Gute Politik steht im Dienste des Friedens; sie achtet und fördert die grundlegenden Menschenrechte, die ebenso gegenseitige Pflichten sind, damit ein Band des Vertrauens und der Dankbarkeit zwischen gegenwärtigen und kommenden Generationen geknüpft werden kann.

4. Die Laster der Politik

Neben den Tugenden gibt es leider auch in der Politik Laster, die sowohl auf mangelnde persönliche Eignung wie auch auf Missstände im Umfeld und in den Institutionen zurückzuführen sind. Es ist allen klar, dass die Laster der Politik die Glaubwürdigkeit der Systeme, in denen sie stattfindet, sowie die Autorität, die Entscheidungen und das Handeln der Menschen, die sich dort einsetzen, untergraben. Diese Laster schwächen das Ideal einer echten Demokratie, sie sind die Schande des öffentlichen Lebens und gefährden den sozialen Frieden: Korruption – in ihren vielen Formen der Veruntreuung von öffentlichem Eigentum oder der Instrumentalisierung von Menschen –, Rechtsverweigerung, Missachtung von Gemeinschaftsregeln, illegale Bereicherung, Rechtfertigung der Macht durch Gewalt oder unter dem willkürlichen Vorwand der „Staatsräson“, der Hang zum Machterhalt, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus, die Weigerung, achtsam mit der Erde umzugehen, eine unbegrenzte Ausbeutung der natürlichen Ressourcen für den unmittelbaren Profit und die Verachtung für die, die zu einem Leben in der Fremde gezwungen sind.

5. Gute Politik fördert die Beteiligung junger Menschen und das Vertrauen in andere

Wenn die Ausübung der politischen Macht einzig auf die Wahrung der Interessen bestimmter privilegierter Personen abzielt, wird die Zukunft beeinträchtigt; junge Menschen stehen in Gefahr, ihr Vertrauen zu verlieren, weil sie dazu verurteilt sind, am Rande der Gesellschaft zu bleiben, und keine Möglichkeit haben, die Zukunft mitzugestalten. Wenn die Politik hingegen in der Förderung junger Talente und Berufungen, die nach Verwirklichung streben, einen konkreten Ausdruck findet, wird der Frieden in den Gewissen wachsen und auch auf den Gesichtern sichtbar sein. Es kommt zu einem dynamischen Vertrauen im Sinne von: Ich vertraue dir und glaube mit dir an die Möglichkeit, gemeinsam für das Gemeinwohl zu arbeiten. Politik dient dem Frieden, wenn sie sich in der Anerkennung der Charismen und Fähigkeiten eines jeden Menschen ausdrückt. »Was gibt es schöneres als eine hingereichte Hand? Sie ist von Gott, um zu geben und zu empfangen. Gott hat nicht gewollt, dass sie tötet (vgl. Gen 4,1ff) oder dass sie leiden lässt, sondern dass sie sorgt und zu leben hilft. Neben dem Herzen und dem Verstand kann auch die Hand zu einem Werkzeug des Dialogs werden.«[6]

Jeder kann mit seinem eigenen Stein einen Beitrag zum Bau des gemeinsamen Hauses erbringen. Echte Politik, die sich auf Recht und ehrlichen Dialog zwischen den Personen gründet, entsteht immer neu aus der Überzeugung heraus, dass mit jeder Frau, jedem Mann und jeder Generation die Hoffnung auf neue relationale, intellektuelle, kulturelle und spirituelle Möglichkeiten verbunden ist. Ein solches Vertrauen ist nie einfach, denn menschliche Beziehungen sind komplex. So leben wir momentan in einem Klima des Misstrauens, das in der Angst vor dem anderen oder Fremden, in der Angst vor dem Verlust der eigenen Vorteile wurzelt und sich leider auch auf politischer Ebene durch eine Haltung der Abschottung oder des Nationalismus manifestiert, die jene Brüderlichkeit in Frage stellen, die unsere globalisierte Welt so dringend braucht. Unsere Gesellschaften brauchen heute mehr denn je „Gestalter des Friedens“, die authentische Botschafter und Zeugen Gottes des Vaters sein können, der das Wohl und das Glück der Menschheitsfamilie will.

6. Nein zum Krieg und zur Strategie der Angst

Wenn wir hundert Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkriegs an die jungen Menschen, die bei diesen Kämpfen starben, und an die gequälte Zivilbevölkerung denken, verstehen wir heute besser als gestern die schreckliche Lehre aus den Bruderkriegen, dass nämlich Frieden sich niemals auf das bloße Gleichgewicht der Kräfte und der Angst beschränken kann. Den anderen zu bedrohen bedeutet, ihn zum bloßen Objekt zu machen und ihm seine Würde abzusprechen. Aus diesem Grund bekräftigen wir, dass die Eskalation von Einschüchterung wie auch die unkontrollierte Verbreitung von Waffen gegen die Moral und das Bemühen um wirkliche Eintracht verstoßen. Der Terror gegen die Schwächsten trägt dazu bei, dass ganze Bevölkerungsgruppen auf der Suche nach Orten des Friedens ins Exil gehen. Nicht tragbar sind politische Diskurse, welche die Migranten aller Übel beschuldigen und den Armen die Hoffnung nehmen. Stattdessen muss betont werden, dass der Frieden auf der Achtung jedes Menschen unabhängig von seiner Geschichte, auf der Achtung des Gesetzes und des Gemeinwohls sowie der uns anvertrauten Schöpfung und des reichen sittlichen Erbes früherer Generationen beruht.

Wir denken insbesondere auch an die Kinder, die in den derzeitigen Konfliktgebieten leben, und an all diejenigen, die sich für den Schutz ihres Lebens und ihrer Rechte einsetzen. In der Welt ist jedes sechste Kind von der Gewalt des Krieges oder ihren Folgen betroffen, wenn es nicht sogar selbst Soldat oder Geisel bewaffneter Gruppen wird. Das Zeugnis derer, die sich für die Achtung der Kinder und die Verteidigung ihrer Würde einsetzen, ist äußerst wertvoll für die Zukunft der Menschheit.

7. Ein großes Friedensprojekt

In diesen Tagen feiern wir den siebzigsten Jahrestag der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, die nach dem Zweiten Weltkrieg verabschiedet wurde. Erinnern wir uns in diesem Zusammenhang an eine Feststellung von Papst Johannes XXIII.: »Wenn aber in einem Menschen das Bewusstsein seiner Rechte erwacht, so ist es notwendig, dass in ihm auch das Bewusstsein seiner Pflichten erwacht, sodass dem, der gewisse Rechte hat, in gleicher Weise die Pflicht innewohnt, seine Rechte als Zeichen seiner Würde einzufordern; den anderen aber wohnt die Pflicht inne, diese Rechte anzuerkennen und zu achten.«[7]

Der Frieden ist in der Tat das Ergebnis eines großen politischen Projekts, das auf der gegenseitigen Verantwortung und der wechselseitigen Abhängigkeit der Menschen beruht. Aber er ist auch eine Herausforderung, der man sich Tag für Tag stellen muss. Frieden ist eine Bekehrung von Herz und Seele, und es ist leicht, drei untrennbare Dimensionen dieses inneren und gemeinschaftlichen Friedens auszumachen:

– Frieden mit sich selbst: Unnachgiebigkeit, Wut und Ungeduld zurückweisen und – wie der heilige Franz von Sales riet – „ein wenig Sanftmut an sich selbst“ üben, um „anderen ein wenig Sanftmut“ zu erweisen;
– Frieden mit dem anderen: mit dem Familienangehörigen, dem Freund, dem Fremden, dem Armen, dem Leidenden …; den Mut haben, ihnen zu begegnen, und ihrer Botschaft zuhören.
– Frieden mit der Schöpfung: die Größe des Geschenks Gottes und seinen Teil der Verantwortung wiederentdecken, der jedem von uns als Bewohner der Welt, als Bürger und Gestalter der Zukunft aufgegeben ist.

Eine Friedenspolitik, die um die menschlichen Schwächen weiß und sich ihrer annimmt, kann immer aus dem Geist des Magnifikats schöpfen, das Maria, die Mutter Christi, des Erlösers, und die Königin des Friedens, im Namen aller Menschen singt: »Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht über alle, die ihn fürchten. Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten: Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind; er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen […] und denkt an sein Erbarmen, das er unseren Vätern verheißen hat, Abraham und seinen Nachkommen auf ewig« (Lk 1,50-55).

Aus dem Vatikan, am 8. Dezember 2018

Franziskus


[1] Vgl. Lk 2,14: »Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens.«
[2] Vgl. Le Porche du mystère de la deuxième vertu, Paris 1986 (Orig. 1911).
[3] Apostolisches Schreiben Octogesima adveniens (14. Mai 1971), 46.
[4] Enzyklika Caritas in veritate (29. Juni 2009), 7.
[5] Vgl. Ansprache anlässlich der Konferenz und Ausstellung „Civitas“ in Padua: „30giorni“, Nr. 5/2002.
[6]Benedikt XVI., Ansprache bei der Begegnung mit den Mitgliedern der Regierung, Vertretern der staatlichen Institutionen, mit dem Diplomatischen Korps und mit den Vertretern der wichtigsten Religionen in Benin, Cotonou, 19. November 2011.
[7] Enzyklika Pacem in terris (11. April 1963), 24.

© Copyright – Libreria Editrice Vaticana


PDF: PF 1_1_2019 de

WEND BE NE DO, Burkina Faso: Bericht vom Dezember 2018

Bericht über den Besuch und Nachverfolgung des Projekts WEND BE NE DO (WBND) in Burkina Faso, den Kooperationspartner Carlos LLANO, Alberto HERNANDIS, Andrés Pedro MUÑOZ und Aurelio SANZ, der Stiftung Tienda Asilo in San Pedro von Cartagena (FTASP), Spanien, im Dezember 2018.

WBND hat bereits einen Verlauf von dreizehn Jahre in Burkina Faso, ein Referent als Projekt der Aufmerksamkeit gegenüber betroffene Menschen von HIV / AIDS in diesem afrikanischen Gebiet von Armut bestraft, von Korruption, von Unsicherheit… 271 Erwachsene und 341 Kinder und Jugendliche sind unsere Sorgen von mehr als sechzig Freiwillige in Spanien, sieben in Burkina Faso und das örtliche Team “Estar con”, bestehend aus fünf Menschen die sie begleiten, in seine Haut stecken, nicht unempfindlich bleiben gegenüber dem Leiden anderer, an ihrem Glück teilzunehmen: das ist WBND.

Adventbrief 2018, Werlvantbortlicher Bruder

Liebe Brüder,

heute, am Festtag unseres Bruders Charles, beginnen wir den Advent. Diese vier Wochen spiegeln die Hoffnung aller Menschen wider. Unsere Menschheit, die sich in einer permanenten, vor allem humanitären Krise befindet, bereitet uns Leid, und unsere Kirche kann dieses Problem weder verheimlichen noch kann sie ihm gegenüber gleichgültig sein. Die Gottesdienste mit unseren Gemeinschaften, das persönliche Gebet, das brüderliche Leben mit jenen, die uns nahe sind und jenen, die fern von uns sind, all das wird unserem Weg den Rhythmus geben. Der Advent lädt uns dazu ein, die „Stimme, die in der Wüste ruft“ zu hören, die Stimme jener, die laut schreien, um zu überleben, um ihrer Sehnsucht nach Frieden, nach Arbeit und nach Freiheit Ausdruck zu geben. Die Menschheit hofft weiterhin auf Befreiung. Die Armen, die eine Rettung erwarten, jene, die von Krieg bedroht sind, die Vertriebenen, die Zuflucht suchen, – ihre Zahl geht in die Millionen. Auch für sie kommt Jesus, und wir als Missionare müssen ihn verkündigen.

Die Kirche erlebt gerade eine schwierige Zeit, eine Krise, die durch das Bekanntwerden des Missbrauchs Minderjähriger verursacht wurde, und Papst Franziskus stellt sich dem demütig und mutig. Das ist Zeugnis für die Suche nach der Wahrheit, und auch der Papst ist Zeuge der Wahrheit.

Wir bereiten gerade unsere Weltversammlung 2019 vor. Wir sind aufgerufen, über unsere Identität als missionarische Diözesanpriester im Lichte des Charismas unseres Bruders Charles nachzudenken. Wir alle müssen die Regionalverantwortlichen unterstützen, für alle Brüder beten, für die Bruderschaften, die neu entstehen und für jene, die altern.

EINE MENSCHHEIT IN DER KRISE

Tagtäglich erreichen uns schlechte Nachrichten über Männer, Frauen, Kinder, Jugendliche und Alte, die aus nicht immer klar ersichtlichen Gründen leiden.

Wir wissen, dass sie oft Geheiminteressen von Wirtschaftsmächten und Regierungen unterworfen sind, die diese Realitäten verheimlichen. Sogar in Ländern der „ersten Welt“ geschieht das. Die Opfer von Kriegen, Gewalt, Drogenhandel, Sexismus und Armut rufen in dieser Wüste, in der andere Stimmen nach Gerechtigkeit verlangen. Stimmen, die sich manchmal mit jenen vermischen, die nach Rache rufen, oder mit jenen, die sagen: “Sie sollen nicht herüberkommen, zurück in ihre Heimat mit ihnen!“ Auch wir haben eine Stimme, die Stimme Jesu, angekündigt von den Propheten. Eine Stimme, die aus unserem Glauben hervorgehen soll, aus unserer missionarischen Berufung, im Stil von Nazareth, was bedeutet: mit den Menschen unserer Stadt, unseres Dorfes sein, mit den einfachsten, bescheidensten von ihnen, denn nur die Armen lehren uns die Demut. Bruder Charles hat Jesus mitten unter den einfachen Menschen entdeckt: Ahmen wir ihn nach!

EIN ADVENT, DER UNS EINLÄDT EMPFÄNGLICH ZU SEIN

Diese Adventzeit lädt uns dazu ein, zu hören, uns Zeit zu nehmen, in einer kontemplativen Haltung dem Wort Gottes Gehör zu schenken, Gott in der Stille anzubeten und unseren Brüdern zuzuhören: jenen der Bruderschaft, den Diözesanpriestern, denen zuzuhören und die zu akzeptieren uns oft so schwer fällt, so sehr zerstören die Vorurteile den Dialog und das Miteinander. Auch jenen Menschen zuzuhören, die zu uns kommen oder mit denen wir in der Pastoral oder im sozialen Bereich arbeiten oder die einfach unsere Nachbarn sind. Öffnen wir die Tür, nehmen wir sie auf, begnügen wir uns nicht mit guten Ratschlägen oder leichten Worten. Wenn wir unsere Armut zeigen, unsere Unfähigkeit, Gebrochenes in Ordnung zu bringen, verletzte Herzen zu heilen, dann lassen wir Gott handeln. Er ist der einzige Unverzichtbare, ja, er heilt. Jesus achtet auf alle, und er lädt uns ein, unsere Herzen zu öffnen und sie von der Liebe Gottes und der Liebe der Menschen überfluten zu lassen. Wir werden die Freude, Jesus nachzufolgen, wiederfinden und wir werden vielen Menschen helfen, ihr Scheitern in Triumph zu verwandeln und sich selbst ein bisschen mehr zu lieben.

EINIE LEIDENDE KIRCHE

Wir leiden an den Folgen des Missbrauchs von Minderjährigen, der in vielen Diözesen der Welt verheimlicht wurde. Die Kirche verliert an Glaubwürdigkeit. . . . Wir könnten sagen, so war es schon immer, das ist unvermeidlich . . . Aber das wäre nicht wahrheitsgetreu. Diese Krise ist bei weitem noch nicht ausgestanden. Unser Papst Franziskus leidet sehr und stellt sich der Situation, indem er im Namen der Schuldigen um Vergebung bittet, indem er zuhört und nach einer gerechten Lösung für die Opfer sucht. Dabei verdient der Papst unsere volle Unterstützung. Bleiben wir in Verbindung mit ihm, die wir wissen, dass er auch in der eigenen Kirche Feinde hat, aber auch die Unterstützung vieler Menschen, (Gläubige oder Nicht-Gläubige), die in ihm einen Propheten unserer Zeit sehen, einen kohärenten Menschen, der, obwohl er „Staatschef“ ist, ein mitfühlendes Herz für die Leiden der Menschheit hat. Ich bin sicher, dass aus dieser Krise auch etwas Positives resultieren wird. Werden wir seine Brüder durch unser Gebet!

DER 1. DEZEMBER

Vor 102 Jahren ist Charles de FOUCAULD endgültig zum Vater heimgekehrt. Das ist ein Tag, an dem wir Gott für ihn danken, für das, was er uns an Intuition weitergegeben hat, für die Sendung, die er verwirklicht hat, für seine ein bisschen verrückten Träume. Bruder Charles hat uns geholfen, in unserer Berufung und in unserer Spiritualität die Freundschaft mit Jesus zu leben und mit den Menschen im kleinen Nazareth, das jeder erlebt, in seinem Alter und in seiner Lebenslust, in der Stille oder in der Zeugenschaft. Es ist ein Geschenk Gottes, das dauerhaft unser gnadenvolles Handeln verdient. Legen wir in unsere heutige Anbetung alles, was uns Bruder Charles hinterlassen hat, nicht so sehr durch seine geistlichen Schriften, als vielmehr durch das Zeugnis seines Lebens, ein Zeugnis von Liebe, Hingabe, Vertrauen und Großzügigkeit. Wiederholen wir sein Gebet der Hingabe, selbst wenn es uns schwer fällt, es ganz zu unserem zu machen.

UNSERE WELTVERSAMMLUNG

Vom 15. – 30. Jänner findet unsere Versammlung in Cébu auf den Philippinen statt. Das Hauptthema ist die Vertiefung unseres Seins als missionarische Diözesanpriester im Lichte des Charismas von Bruder Charles. Alle Details die Versammlung betreffend sind im Internet unter iesuscaritas.org nachzulesen.

Im grünen Streifen der Begrüßungsseite befinden sich der Fragebogen für die Vorbereitung, das Programm der Versammlung und das Anmeldeformular. …. Derzeit haben sich erst wenige angemeldet und nur ein Kontinent (Amerika) hat uns bisher Antworten auf den Fragebogen zugeschickt, außerdem noch einige regionale Bruderschaften. Ich weiß, dass viele sehr beschäftigt sind. Stellen wir uns jetzt dieser Aufgabe! Nur Mut! Raffen wir uns auf! Ich freue mich schon auf eure Zusendungen.

Zur Versammlung werden alle Regionalverantwortlichen und alle Delegierten kommen, außerdem die ehemaligen internationalen Verantwortlichen und die Verantwortlichen der Kontinente. Manche Brüder haben ein Problem damit, die Reisekosten zu bezahlen; die Weltbruderschaft übernimmt das soweit möglich, aber im Moment ist es schwierig, alle Ansuchen zu befriedigen. Manche europäische und amerikanische Bruderschaften haben auf das Problem reagiert, indem sie die Reisekosten für einen afrikanischen oder amerikanischen Bruder übernommen haben. … Danke. Ich bitte euch, Brüdern aus Haiti, Burkina Faso, Zentralafrika, dem Tschad, Kongo, Kamerun, Madagaskar, Pakistan, Indien und Bangladesch zu helfen, die ihr Flugticket noch nicht haben. Das ist eine wichtige Mühe für den Erfolg unserer Versammlung! Wir werden unseren nächsten internationalen Verantwortlichen und seine Mannschaft wählen, die, dessen bin ich sicher, uns dabei helfen werden, ausgehend von den realen Situationen und von unseren Träumen, Bruderschaft zu sein.

UNTERWEGS NACH WEIHNACHTEN

Wir wollen den besten Platz in unserem Leben dem geben, der kommt, um zu bleiben. Die Engel haben den Hirten die gute Nachricht gebracht und sie kündigen uns große Freuden an. Es gibt Engel, denen wir an der Tür, am Telefon oder in der Straße begegnen und die uns, ohne dass sie es wissen, sagen, dass Gott uns nahe ist. Es gibt Gesichter, in denen wir Jesus im Krankenhaus, im Gefängnis, in den Flüchtlingslagern begegnen. Engel in Gestalt kranker oder alter Menschen, die für die Kirche viel getan haben, für die Bruderschaft, für die Armen. Gesichter anonymer Personen, die Gutes tun ohne dafür etwas zu erwarten. Die Engel, einfache Leute in unseren Pfarren, die uns in der pastoralen Arbeit unterstützen oder durch ihre Gegenwart bei unseren Gottesdiensten oder die uns ihr Bestes geben durch ihre Nähe und Freundschaft. Das sind Engel ohne Flügel, deren Stimme widerhallt.

Mit dieser Hoffnung auf eine bessere Welt, auf eine von den Betrübnissen der Vergangenheit befreiten Kirche, auf eine Gemeinschaft von Brüdern im Dienst für das Reich Gottes, auf eine durch das Bemühen um Frieden und Gleichheit erneuerte Welt wünsche ich euch eine von Gott und unserem Bruder und Freund Jesus erfüllte Weihnacht. Ein großes abrazo.

Aurelio SANZ BAEZA, Weltverantwortlicher Bruder

Perínn, Carthagène, Murcia, Spanien, 1. Dezember 2018,
Fest des seligen Charles de FOUCAULD

(Danke an Matthias KEIL die Erleichterung der deutschen Übersetzung)

PDF: Adventbrief 2018, Werlvantbortlicher Bruder, deut