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Monat: Januar 2021
(Français) Thierry BECKER
(Italiano) Picolli Fratelli Jesus Caritas. Gennaio 2021
(Português) Por trás de cada vacina Covid-18 existe uma grande e intelectualiísima mulher. José Inácio do VALE
Text 5. Der Dialog innerhalb des geistlichen Wegs von Bruder Karl
Der Dialog innerhalb des geistlichen Wegs von Bruder Karl
Bruder Karl lebte 60 Jahre vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Die Vorstellung eines Dialogs zwischen den Religionen, wie wir ihn in der Kirche heute verstehen, war ihm absolut fremd. Obwohl er, wie ich glaube, ein Wegbereiter für die Öffnung des Konzils hinsichtlich der Weltmission gewesen ist, war das Anliegen eines Dialogs nicht Teil seines Denkens, auch nicht zwischen christlichen und muslimischen Gläubigen. Innerhalb der Theologie seiner Zeit hatte er die fixen Idee, Muslime zu gewinnen, um „diese unwissenden Seelen“ zu retten, indem er sich mühte, sie mit Jesus bekannt zu machen.
Außerdem lebte er seinen Dienst innerhalb eines konkreten sozio-politischen Kontextes. Damals dehnte Frankreich seine koloniale Herrschaft in Afrika weit aus. Viele waren dabei überzeugt, dass Frankreich einen zivilisatorisch prägenden Einfluss hatte und dazu das nötige Wissen mitbrachte, um die kolonisierten Menschen aus ihrem Elend und ihrer Unwissenheit zu befreien. Das war auch die Sicht Bruder Karls. Folglich war der Islam seiner Zeit für ihn keineswegs eine Religion mit solider Grundlage, mit eigener Geschichte, mit unterschiedlichen Strömungen, mit denen sich Christen in einem Dialog auseinandersetzen könnten.
Obwohl ihn der Islam zu bestimmten Zeiten seines Lebens ungemein faszinierte und außerdem die Begegnung mit Muslimen ihn dazu brachte, sich zu bekehren, war er dennoch weit davon entfernt, sich die konziliare Sicht des Islam zu eigen zu machen, dass »die Kirche auch die Muslime mit großer Hochachtung betrachtet, da sie den alleinigen Gott anbeten, den lebendigen und in sich Seienden, den Barmherzigen und Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde, der zu den Menschen gesprochen hat« (Nostra Aetate Nr. 3). Er war weit davon entfernt, zugunsten eines Dialogs mit anderen Religionen als Basis in ihnen den „Samen des göttlichen Wortes“ zu erkennen.
Dennoch scheint mir Bruder Karl ein Vorläufer des Dialogs zu sein, da er mit den Muslimen, denen er begegnete, insbesondere mit den Tuareg, einen „Dialog des Lebens“ führte, wie er später von Papst Paul VI 1964 in seiner Enzyklika „Ecclesiam Suam“ als Grundlage eines jeden Dialogs beschrieben wird:
»Die Welt wird nicht von außen gerettet. Man muss, wie das menschgewordene Wort Gottes, gewissermaßen mit den Lebensformen derjenigen eins werden, denen man die Botschaft Christi bringen will; man muss … die alltäglichen Umgangsformen annehmen, wenn sie nur menschenwürdig und lauter sind, vor allem diejenigen der Kleinsten, wenn man gehört und verstanden werden will. Noch bevor man spricht, muss man auf die Stimme, ja sogar auf das Herz des Menschen hören; … wir müssen Brüder der Menschen werden; … das Klima des Dialogs besteht in der Freundschaft« (Ecclesiam Suam, Nr. 87).
Bruder Karl hat seine ganze Energie und einen Großteil seiner Zeit dafür eingesetzt, die Sprache der Tuareg zu lernen, unter denen er lebte, er hat sich mit den Leuten über die alltäglichen Dinge unterhalten, er war interessiert an ihrer Poesie und hat so versucht, die schöpferischen Fähigkeiten dieses Volkes zu ergründen. Er hat es verstanden, im Gespräch mit seinen Besuchern ein Klima des Vertrauens zu schaffen und für viele ist er zum „Freund“ geworden. Damit hat er aufgezeigt, dass der Auftrag der Kirche auch darin besteht, Freundschaften aufzubauen durch Respekt gegenüber andersartigen Zivilisationen oder Religionen. Später hat die Kirche dies in vielen Ländern unseres Planeten weitergeführt, ermutigt durch die Öffnungen des Zweiten Vatikankonzils.
Für uns als Priester der Priestergemeinschaft Jesus Caritas kann man festhalten, dass Bruder Karl uns Türen für eine Spiritualität des Dialogs geöffnet hat, die uns belebt und ermutigt bei unseren Begegnungen nicht nur mit Muslimen, sondern mit allen Menschen, die nicht unseren Glauben teilen. Dieser Weg eines Dialogs, um den er sich bei den Tuareg bemühte, hat sich in verschiedene grundlegende Erscheinungsformen entfaltet:
- Er fühlte sich gedrängt, in eine ihm fremde Welt einzutauchen – so wie es Papst Franziskus wünscht, „eine Kirche hinaus an die Ränder“ zu sein. Er wollte von diesem Volk angenommen werden und einer von ihnen, soweit das möglich ist. Das Studium ihrer Sprache wurde ihm zur Mystik, denn dieses Studium lag ganz auf der Linie der Menschwerdung Christi zu denen, die er erlösen wollte.
- Obwohl es sein größter Wunsch war, die Muslime zum christlichen Glauben zu bekehren, hat er nie auch nur den geringsten Druck ausgeübt, um dieses Ziel zu erreichen. Jederzeit respektierte er ihre Freiheit. Im Jahr 1908 stellte er fest, dass er noch niemanden bekehrt habe, und er folgerte daraus, dass dies offensichtlich nicht der Wille Gottes sei. Dennoch blieb er bei diesem Volk der Tuareg, dem er sich verbunden weiß, einfach, um den eingeschlagenen Weg der Bruderschaft weiterzugehen.
- Sein Ziel ist: Bruder des Nächsten zu werden. In einem Brief an einen Freund charakterisiert er die Art seiner Beziehung zu den Muslimen so: „Zuerst den Weg bereiten, in aller Stille, durch Güte, engen Kontakt, als Vorbild, sie vom Grund des Herzens her lieben, alles daran setzen, von ihnen geschätzt und geliebt werden; außerdem: alle Vorurteile fallen lassen, Vertrauen und Respekt erwerben -das braucht viel Zeit- danach insbesondere mit Bereitwilligen ins Gespräch kommen, sehr vorsichtig, Schritt für Schritt, auf jeden abgestimmt, ihm gebend, was zu empfangen er fähig ist.“ Anstatt das Evangelium zu predigen, wollte er durch seine Person selbst zum Evangelium werden. So verstand er seinen Wunsch, „das Evangelium nicht durch Worte, sondern durch sein ganzes Leben zu verkünden“.
- Er orientierte sich daran wie Gott die Muslime sieht, denen er begegnete. So waren sie für ihn nicht „Ungläubige“, sondern „geliebte Brüder, Kinder Gottes, vom Blut Jesu erlöste Seelen, von Jesus geliebte Seelen“, deren Bruder zu werden sein Wunsch war.
- In ihm zeigt sich das Antlitz einer diakonischen Kirche. Er begnügte sich nicht damit, bei ihnen zu leben, sondern er mühte sich im Rahmen seiner Möglichkeiten um eine Verbesserung ihrer Lebensqualitäten und der Strukturen ihres Landes. Er kämpfte gegen die Sklaverei und gegen Krankheiten; in die verarmten Landstriche brachte er Medikamente, neue landwirtschaftliche Techniken und Möglichkeiten besserer Kontaktaufnahme.
- Wann immer möglich, öffneten sich seine Gespräche mit den Muslimen zu Glaubensgesprächen. Er war gewiss kein Anhänger islamischer Lehren, dennoch sah er einen gemeinsamen Punkt zum christlichen Glauben: das Doppelgebot der Gottes- und der Nächstenliebe. Auf dieser Grundlage führte er viele Gespräche mit seinen muslimischen Freunden und zeigte dabei auf, wie dieses Doppelgebot in den alltäglichen Begegnungen gelebt werden kann.
- Schließlich (und das ist kein unbedeutender Gesichtspunkt) hat er das Ostergeheimnis als den Königsweg des Dialogs verstanden. Denn bei seiner beständigen Betrachtung des Lebens Christi in Nazareth, ist er mit ihm den Weg der Erniedrigung, der Armut, des aufmerksamen Hinhörens und des Todes seiner eigenen Person gegangen, wenn er anderen begegnete. So hat er durch sein ganzes Leben bezeugt, dass es „keine größere Liebe gibt, als sein Leben für die hinzugeben, die man liebt.
Als „Pionier“ hat er uns aufgezeigt, dass der Lebensdialog ein wesentlicher Bestandteil des Auftrags der Kirche ist.
PDF: Text 5. Der Dialog innerhalb des geistlichen Wegs von Bruder Karl – de
Text 4. Der Uns eigene Weg einer Evangelisierung
Als Diözesanpriester haben wir Anteil an dem der Kirche eigenen weltweiten Auftrag, nämlich zu evangelisieren. Papst Franziskus hat uns in seinem ersten apostolischen Schreiben „Evangelii gaudium“ einige sehr klare Linien dazu aufgezeigt. Diese machen wir uns zu eigen, indem wir versuchen, im missionarischen Alltag unserer Pfarreien, Kommunitäten, Bildungszentren, caritativen Zentren für die Ärmsten usw. uns von ihnen inspirieren zu lassen.
Dabei stellt sich die Frage, ob wir als Priester der Jesus Caritas Bruderschaft nicht eigene Akzente entwickeln sollten, die dem Charisma Bruder Karls und unserer Spiritualität entsprechen. Eigentlich ist das keine Frage; das will ich im Folgenden an einige Schlüsselbegriffen erläutern.
1. DAS GEHEIMNIS DER INKARNATION
Der uns eigene Weg der Evangelisation ist geprägt vom Geheimnis der Menschwerdung, einem Geheimnis, das Bruder Karl faszinierte und das zur Wurzel seiner Spiritualität wurde.
» Die Menschwerdung ist in der Güte Gottes grundgelegt. Doch eines erscheint dabei so wunderbar, brillant und erstaunlich, wie ein blendendes Zeichen: nämlich die unendliche Bescheidenheit, die dieses Geheimnis umgibt. Gott, das Sein schlechthin, der Unendliche, der Vollkommene, der Schöpfer, der aller Allmächtigste, der souveräne Herr über allem, der wird Mensch, nimmt eine Seele und einen menschlichen Körper an und lebt auf Erden wie ein Mensch, wie der Letzte von allen «
Die Menschwerdung geschieht immer an konkreten Orten, zu bestimmten Zeiten, mit entsprechenden kulturellen Ausprägungen. Bruder Karl leistete eine gewaltige Arbeit, um die Kultur der Tuareg, ihre Sprache, ihre Sitten, ihre Poesie u.a. darzustellen. So sollten wir immer den historischen Kontext, die Besonderheiten der Zeit, der Sitten und Gebräuche der Menschen berücksichtigen, denen wir das Evangelium predigen. Denn wir sind davon überzeugt, dass Gott seine Menschwerdung in jede Zeit hinein verlängert und dass der auferstandene Christus auch durch die Zeichen unserer Zeit zu uns spricht, um uns einzuladen, am Aufbau seines Reichs des Lebens mitzuarbeiten.
Im Hinblick darauf, dass Christus die Welt durch die „Pforte der Armen“ betritt, wie es Msgr. Enrique Alvear ausdrückte, sollten auch wir bevorzugt durch diese Pforte in unsere Aufgabe der Evangelisation eintreten und von hier aus die Frohbotschaft verkünden.
2. AN DEN RÄNDERN DER WELT
Einerseits verfügbar gegenüber unseren Bischöfen bevorzugen wir andererseits die verlassensten und entferntesten Orte der Kirche, nämlich die geografischen oder existentiellen Ränder, wie es unser Papst Franziskus ausdrückt. Gemeint sind Ränder wie: geächtete Menschen, entfernte Regionen, Flüchtlingslager, Migranten, Drogenabhängige, der Freiheit Beraubte, also ganz allgemein: abgelehnte Menschen. Wenn wir ihnen nahe sind, sind wir auch in der Lage, ihren Schrei zu hören, der manchmal hauchdünn, manchmal tosend daherkommt, – und uns auf ihn einzulassen. Arme Mittel zu gebrauchen ist Voraussetzung für unsere freundschaftliche und verständnisvolle Gegenwart. 2
Bruder Karl sagt uns:
» Für mich gilt: sucht immer den letzten der letzten Plätze, um so klein zu sein, wie mein Meister, um mit ihm zu sein und ihm nachzufolgen, Schritt für Schritt, wie ein gehorsamer Diener, wie ein treuer Jünger und wie (bei seiner unvergleichlichen Güte darf er so sprechen) ein treuer Bruder und Gemahl. «
» Dieses göttliche Festmahl, dessen Diener ich bin, darf nicht nur den Geschwistern oder Angehörigen, nicht nur den reichen Nachbarn angeboten werden, sondern den Lahmen, den Blinden, den verlorensten Seelen und denen, die keine Priester um sich haben. Ich habe darum gebeten und die Erlaubnis erhalten, mich in der algerischen Sahara einzurichten. «
Wenn wir auf gutsituierte Posten gesandt sind, sollten wir Agenten einer sozialen Sensibilisierung sein, Brückenbauer zwischen den Reichen und den Realitäten der Armen.
Immer sind wir vor Ort als Freunde und Brüder der Armen. Wir entdecken Gott, der sich hinter ihren Schreien und ihren Sehnsüchten verbirgt. Und darüber hinaus sind wir offen dafür, dass die Armen uns evangelisieren und dadurch unseren Dienst bereichern.
3. PERSÖNLICHES ZEUGNIS
Normalerweise und insbesondere im sozialen Abseits geschieht die Evangelisierung eher durch ein Lebenszeugnis statt durch große Reden. Ein solches Zeugnis ist geprägt von Nähe, Einfachheit, Offenheit, Feinfühligkeit, Interesse an den Ereignissen im Leben der Armen, geprägt von konkreten Hilfestellungen und einer inneren Freude. Bruder Karl beschreibt dies einem Freund so:
» Du willst wissen, was ich für die Eingeborenen tun kann? Es ist unmöglich, ihnen direkt von unserm Herrn zu erzählen; das würde sie in die Flucht schlagen. Wichtig ist, bei ihnen Vertrauen entstehen zu lassen, sie als Freunde zu gewinnen, ihnen mit kleinen Diensten oder auch einem guten Rat zur Seite zu stehen, sich freundschaftlich an sie zu binden, sie sehr diskret an ihre eigene Religion zu erinnern, ihnen zu zeigen, dass die Christen sie schätzen. «
Schon bei seinen Exerzitien vom November 1897 formuliert er seine Methode des Evangelisierens mit diesem Satz, den er Jesus in den Mund legt: » Lebt eure Berufung, das Evangelium von den Dächern herabzurufen, nicht mit Worten, sondern durch eurer Leben «
Das bedeutet nicht, dass der Wort-Dienst Nebensache sei. Wir wissen, dass er ganz wesentlich zu unserer Berufung gehört, nämlich den Glauben anzuregen und zu nähren: » Der Glaube kommt aus der Predigt, die Predigt aber durch Christi Wort. « (Röm. 10,17). Das Vatikanum II formuliert es eindeutig: » Durch das Heilswort wird ja der Glaube im Herzen der Nichtgläubigen geweckt und im Herzen der Gläubigen genährt. «
4. UNSERE OPTION FÜR EINE BRUDERSCHAFT
Mit unserer Option für die Bruderschaft signalisieren wir unsere Bereitschaft zum Teamwork mit andern Priestern, unabhängig davon, ob sie zu unserer Bruderschaft gehören oder nicht, aber ebenso auch mit Ordensleuten, Diakonen und Laien. Wir möchten lieber ein Bruder sein statt ein Tyrann, Professor oder Glaubensherr, gemäß einem Wort des Konzils: » Allen Menschen begegnen sie (die Priester) deshalb als ihren Brüdern. «7 Im Hinblick darauf kam Bruder Karl dem Konzil zuvor, wenn er die Zusammenarbeit mit den Laien sucht:
» An der Seite der Priester sind Priscillas und Aquilas vonnöten, um diejenigen wahrzunehmen, die der Priester übersieht, um dort eintreten zu können, wo der Priester keine Chance hat, um denen zu begegnen, die vor ihm die Flucht ergreifen. Sie missionieren durch wohlwollende Begegnungen, mit einer überbordenden Liebe zu allen, mit hingebungsvoller Zärtlichkeit; ihr gutes Beispiel ist auch für solche attraktiv, die dem Priester den Rücken zukehren. « (Assekrem, 3. Mai 1912).
Aus solchen Gründen wollen wir uns bei der Ausbildung und geistlichen Begleitung der Laien, aber auch bei der Bildung bruderschaftlicher Gemeinschaften genügend Zeit lassen, weil wir Respekt haben gegenüber dem einer jeden Person eigenen Rhythmus. Wir sind davon überzeugt, dass unsere Bruderschaft als Lebensform danach drängt, sich auszuweiten, denn sie ist gekennzeichnet von Freundschaft, Gleichberechtigung und Dialog
Das Leben in Bruderschaft weist uns einen Weg dahin, dass wir Laien auch in pastorale Leitungsfunktionen unserer Pfarreien einbinden, dass wir uns jeglichen Autoritätsfimmel oder Klerikalismus versagen, und zwar sowohl in unserem eigenen Verhalten, als auch bei den Laien, wenn sie solches passiv zulassen. Die Existenz pastoraler oder vermögensrechtlicher Räte, unterschiedliche Gemeindeteams und Pfarrversammlungen, auch gemeinsame Pastoralplanungen etc. – all das müsste deutliches Kennzeichen von Pfarreien oder pastoralen Aufgabenfeldern sein, die uns anvertraut sind.
5. EIN EUCHARISTISCH GEPRÄGTES GEISTLICHES LEBEN
Voraussetzung einer solchen Art des Evangelisierens ist für jeden von uns ein sehr tiefes geistliches Leben; wir fühlen uns gedrängt, Jesus in den Evangelien zu betrachten, um, geführt vom Hl. Geist, ihm immer ähnlicher zu werden. Dieser Geist bestärkt uns in der Dynamik einer „Kenose“, also einer Hingabe und Entäußerung, wie sie zum Geheimnis der Inkarnation gehört, indem wir vieles hintansetzen im Hinblick auf ihn und auf die Treue zum Evangelium:
dazu gehören Vorurteile, materielle Güter, Ansehen, Machtstreben, Sicherheitsbedürfnisse, etc. Diese „Kenose“ gibt uns die innere Freiheit, neue Wege und neue Räume für den Missionsauftrag der Kirche zu entdecken, indem wir uns in großem Vertrauen auf den Willen des Vaters einlassen.
Unsere missionarische Dynamik, die uns drängt, schwierige Orte zu suchen und darin auszuharren, wird genährt von der Feier der Eucharistie, von der täglichen Anbetung und all den anderen Mitteln spirituellen Wachstums, die unserer Bruderschaft zu eigen sind. Sie unterstützen uns darin, uns der unendlichen Liebe Gottes zu uns zu vergewissern, seiner Treue und Barmherzigkeit, und sie geben uns Schwung bei unserem Auftrag.
Die Eucharistie als Teilen des Brotes muss für uns zur Lebensform des Teilens werden, in der wir viele persönlichen Geschichten und Gespräche miteinander austauschen, selbst mit Personen anderer religiöser Traditionen.
Für ähnliche geistliche Erfahrungen müssen wir auch bei den Laien den Boden bereiten, wenn wir unseren Pfarreien einen missionarischen Aufbruch erschließen wollen, wie er Papst Franziskus vorschwebt: als Kirche unterwegs sein, ohne Angst, sich zu verletzen oder schmutzig zu werden, um nach denen zu suchen, die fern sind und von der Gesellschaft abgelehnt werden. 8
So eröffnet uns die Eucharistie Wege zu einer kirchlichen Gemeinschaft, die sich immer mehr weitet. Bleiben wir uns dessen bewusst, dass die Evangelisierung ein gemeinsamer Auftrag der ganzen Kirche auf Diözesanebene und auf Weltebene ist. Als Diözesanpriester wollen wir die ersten sein, die sich dem Presbyterium zugehörig fühlen, mit dem Bischof als dessen Haupt, indem wir ihn beim Entwickeln und Durchführen diözesaner Projekte mit unseren Charismen und pastoralen Akzenten unterstützen.
ANREGUNGEN FÜR DIE PERSÖNLICHE BETRACHTUNG UND DAS GEBET
- Könnt ihr diesen Ausführungen einen weiteren Punkt hinzuzufügen?
- Bewegt sich meine pastorale Struktur (Pfarrei, Bildungszentrum, etc.) im Sinn dieser Ausführungen?
- Welchen Akzent setze ich in meinem Lebensstil, um dieser Art des Evangelisierens treu zu bleiben?
(Français) Le père Antoine CHATELARD, une vie sur les pas de Charles de Foucauld.
Alles ist Gnade. Abschiedsbrief van Antoine CHATELARD
Alles ist Gnade! Es ist so, dass wir diesmal sowohl WEIHNACHTEN als auch das Neue Jahr mit Covid 19 feiern. Edouard und Paul-François sind gestern, also Montag Abend, positiv getestet worden, Immanuel und ich negativ, nachdem uns am 16./17. Dezember eine Nichte Edouards besucht hat, die aus Paris kam. Wir müssen uns also in einer ganz neuen Situation zurechtfinden ohne Ahnung, was die kommenden Tage uns bringen.
Vielen Dank für Eure Nachrichten und Weihnachtswünsche. Sie sind starke Zeichen nach langem Schweigen, das gewiss in den Ereignissen dieses besonderen Jahres begründet ist, das all unsere normalen Gewohnheiten und Beziehungen in Frage gestellt hat. Darin werden auf ungewöhnliche Art und Weise Erinnerungen an vergangene Jahre lebendig, die sich auswirkten auf verschiedene Gedenkfeiern zugunsten geschichtlicher Persönlichkeiten, von denen ich nichts mitbekam, da ich fern von Frankreich und ohne ausreichende Informationen war, – die habe ich nun bekommen.
All denen, die sich Fragen stellen zu meinen Tätigkeiten und zu meinem neuen Buch, kann ich sagen, dass es erst dann erscheinen wird, wenn das Datum der Kanonisation bekannt gegeben wird, aus offensichtlichen Gründen der Vermarktung. Es liegt seit über einem Jahr dem Verlag vor. In diesem Buch geht es nur um Charles de Foucauld in Tamanrasset. Ich beginne mit seinem Aufenthalt auf dem Assekrem für einige Monate des Jahres 1911; diese Zeitspanne lässt viele Fragen aufkommen über seine wahren Motive. Danach kommt ein Kapitel über seine Tätigkeiten in Tamanrasset im Jahr danach (1912); es ist ein typisches Jahr dafür, wie er die Ereignisse in der Welt wahrnimmt. Das dritte Kapitel beschäftigt sich nur mit seiner für 1913 geplanten Reise nach Marseille, zusammen mit einem jungen Targui1, über den man bis in die neuesten Veröffentlichungen hinein noch nie ein Wort verloren hat. Schließlich geht es im letzten Kapitel um einen einzigen Tag in Tamanrasset, den 1. Dezember 1913, der uns erlaubt, ihn in seinen unterschiedlichen Beschäftigungen zu erleben, indem ich versuche, seinem neu konzipierten Zeitplan nachzuspüren.
Das alles soll nur eine Hinführung zu anderen Themen sein, die es wert sind, hervorgehoben zu werden, da sie einen Blick erlauben auf eine ungewohnte Art von Heiligkeit. Ich bekomme gerade mit, wie unser Papst Franziskus nicht einfach seine Enzyklika Tutti fratelli2 mit einem Hinweis auf Charles de Foucauld beendet, sondern darüber hinaus eine Biografie des künftigen Heiligen allen Mitgliedern der Kurie zukommen lässt, ohne ihnen zu sagen, um welches Buch es sich dabei handelt. Sein
Hinweis auf ihn am Ende von „Fratelli Tutti“ ermutigte mich, bei meiner Arbeit am Ball zu bleiben, um mit noch mehr Einzelheiten deutlich zu machen, wie sich sein brüderliches Leben mit den Frauen und Männern abspielte, die er so sehr liebte; natürlich nicht nur an einem einzigen Tag, sondern alle weiteren Tage seines restlichen Lebens. Es sind Hunderte von Menschen zu ihm gekommen, in eine Hütte, die er schon „Bruderschaft“ nannte, als er noch allein lebte und nur davon träumte, irgendwann einmal Jünger um sich zu sammeln.
In den ersten Jahren notierte er auf losen Blättern nur die Namen derer, die er mit kleinen Hilfen unterstützte; sie sind bis heute in keiner Ausgabe seiner Hefte zu finden. Das ist dennoch nicht unwichtig, denn es weist uns auf Hunderte von Menschen hin, denen er in diesen ersten Jahren begegnet ist. Während seiner letzten drei Jahre hat er dagegen zu jedem Namen auch das Datum genannt und man kann mitzählen, wie manche Besucher hunderte Male vorbeikamen. Diese Zahlen sind bedeutsam, um zu verstehen, wie wichtig ihm diese Besuche waren, zu denen man die andern noch dazu zählen muss, bei denen er selbst zu den anderen ging.
Er, der sich anfangs kaum hundert Meter von seiner Hütte wegbewegte, er zögert nicht mehr, Kilometer zu marschieren, um Kranke zu besuchen, oder um ihre neuen Häuser oder Gärten zu bewundern, während er gleichzeitig sehr beschäftigt ist mit seinen Arbeiten an der Sprache, mit seinem Beten und mit seinen zahllosen Briefen. Ich möchte auch aufzeigen, dass er absolut nichts mehr unternimmt, um irgendwen zu bekehren, selbst wenn er manches Mal noch davon spricht; dennoch spürt er die Pflicht, an ihrem Heil mitzuwirken, wie auch an seinem eigenen, indem er sie liebt, so wie sie sind und wie Jesus sie liebt. So drückt sich in seinen täglichen Listen, in seinen spärlich gewordenen persönlichen Aufzeichnungen und in einigen Briefen seine Sorge um das Heil eines jeden aus.
Ich lerne beim Zählen von Namen dazu; und ich bin überrascht zu entdecken, dass viele von ihnen noch lebten, als ich 1955 nach Tamanrasset und zum Assekrem kam, und selbst noch Jahre später.
Sicher hat er unserer Kirche und der Welt von heute noch einiges zu sagen, selbst wenn das keine Schlagzeilen sind. Die offizielle und universale Anerkennung seiner Heiligkeit wird eine Stärkung all derer bedeuten, die sich überall in unserer Welt auf ihn beziehen; das gilt insbesondere auch für die Bischöfe, Priester, Laien und Ordensleute, die sich von ihm inspirieren ließen und uns bereits verlassen haben, nachdem sie ihre Rolle in der Welt gespielt haben. Diese Anerkennung wird auch ein Ansporn für die Jungen sein, die sich normalerweise nicht für Zeugen eines fernen Jahrhunderts interessieren.
Ja: Danke an unsern Papst Franziskus, der seine Enzyklika auch hätte beenden können mit einem Hinweis auf Franz von Assisi, und der uns so von Charles spricht, als ob er ihm eine gewichtige Rolle für die Zukunft unserer Kirche und der Welt zuweisen wollte – nach dieser weltweiten Pandemie, die nun seine Heiligsprechung hinausschiebt. Man hat noch nie so viel von unserem Seligen gesprochen wie in den letzten Tagen seit dem Tod von Msgr. Teissier3; er starb genau an dessen Fest. Der Botschafter Algeriens in Frankreich hat sich fast prophetisch geäußert, als er von ihm als einem Heiligen und einem Landsmann sprach. Die Heiligsprechung wird den Zeremonien von Lyon und von „Unserer Lieben Frau von Afrika“4 nichts Wesentliches mehr hinzufügen. Viele haben die Zeitschrift „En Dialogue“ (Heft Nr. 14) gesehen mit einem Beitrag über „Charles de Foucauld und die Muslime“; sie ist unmittelbar vor diesen Ereignissen erschienen.
Für mich muss ich akzeptieren, dass mein Älterwerden meine Möglichkeiten nicht verbessert, mich da- und dorthin zu begeben, trotz Krankengymnastik. Ich muss zugeben, dass die aktuellen Ereignisse mich mehr beschäftigen als meine Arbeiten zu Charles de Foucauld und die ferne Möglichkeit, das Erscheinen meines Buches noch zu erleben; trotz all der vielen Fragen, die von überall her kommen, auch aus Tamanrasset oder aus Algerien, die mich verpflichten, auf ganz konkrete Punkte zu antworten, was mich nicht von seiner Geschichte loskommen lassen will.
Jedem von Euch ein Frohes Weihnachtsfest und ein besseres Jahr 2021
Antoine